Rezension

Gute Unterhaltung, manchmal ein wenig zu perfekt konstruiert

Die Halbwertszeit von Glück -

Die Halbwertszeit von Glück
von Louise Pelt

Drei Frauen - Familiengeheimnisse - Nazi-Zeit - Deutsch-Deutsche Teilung - Grenzgebiet innerhalb Deutschlands - Paris - Erfolgreiche Frauen - Halbwertzeit - Was ist Glück? - Kann Glück immer wieder neu kommen? - Hollywood - Schuldgefühle - Liebe

          Den Roman durfte ich schon vor Erscheinen lesen und ich freute mich auf eine unterhaltsame, emotionale und durchaus auch etwas tiefsinnigere Geschichte über drei Frauen. Und genauso war es. Ich musste nach der Lektüre jedoch eine Weile überlegen, wie ich den Roman denn nun wirklich finde.

Es geht in der Geschichte um drei Frauen in unterschiedlichen Jahrzehnten. Im Prolog taucht noch eine vierte Frau auf, die in der Kristallnacht 1938 ihre große Liebe, einen Juden, verliert. Ihre Tochter Johanna wird also ohne ihre leiblichen Vater aufwachsen. Wie wir später erfahren, verlebt Johanna später doch eine glückliche Kindheit, Jugend und Ehe und wird eine erfolgreiche Kernphysikerin (daher der Titel). Bis ein tragischer Unfall passiert und Johanna sich in eine Waldhütte im deutsch-deutschen Grenzgebiet zurückzieht. Als sie dort eine junge Frau auf der Flucht antrifft, muss sie eine Entscheidung treffen.

Johanna ist eine der drei zentralen Figuren, die zweite ist Mylène, die überaus glücklich und erfolgreich in Paris lebt, bald ihren Traummann heiraten wird und erfolgreich ein kleines Unternehmen aufgebaut hat. Doch dann erbt sie eine Wohnung in Amsterdam von einer ihr unbekannten Frau und dies erschüttert die Grundfeste ihres Lebens. Mylene macht sich auf die Suche nach bisher verschwiegenen Familiengeheimnissen. Die dritte Frau ist Holly, die passenderweise in Hollywood ihr Glück als Drehbuchautorin sucht. Sie wird durch einen tragischen Vorfall erschüttert und ist fortan von riesigen Schuldgefühlen geplagt.

Die Autorin entwirft ein Tableau von Lebensentwürfen, vielen schönen und berühmten Handlungsorten und garniert dies mit drei Frauenleben in verschiedenen Jahrzehnten, von den 1980er Jahren (Johanna) bis in die Gegenwart hinein. Dabei wird die Frage erörtert, was eigentlich Glück ist, wie vergänglich es ist (die Halbwertszeit eben...) und ob es immer wiederkommen kann (Ja, zumindest in dieser Geschichte - was ich sehr schön fand!)

Die Zeitsprünge und die ständig wechselnden Protagonisten machen das Lesen unterhaltsam und spannend. Allerdings war für mich persönlich alles ein wenig zu perfekt, zu konstruiert und zu szenisch. Letzteres ist wohl dadurch bedingt, dass es sich mitnichten um einen richtigen Debütroman handelt. sondern die Autorin unter ihrem Klarnamen Drehbücher und Kinderbücher schreibt.

Die Handlung kann ich mir perfekt als Film vorstellen. Deshalb wurden sicherlich auch so interessante Orte wie Hollywood, Amsterdam und Paris gewählt, das erleichtert die internationale Vermarktung. Dazu ein wenig Nazizeit und ein wenig deutsch-deutsche Vergangenheit und das Erfolgsrezept ist da. Aber das ist jetzt Kritik auf hohem Niveau. Mir waren die Charaktere ein wenig zu schemenhaft und ihre Handlungen ein wenig "too much", vor allem fand ich Holly ziemlich überflüssig für die eigentliche Geschichte und die Erklärung für den Zusammenhang nicht sehr überzeugend. Aber das ist meine persönliche Meinung und insgesamt wird der Roman sicherlich sehr viele begeisterte Leserinnen finden.