Rezension

Hätte mehr erwartet

Ich werde fliegen - Dana Czapnik

Ich werde fliegen
von Dana Czapnik

Bewertet mit 2.5 Sternen

Der Inhalt erzählt von Lucy, die sich mit den Fragen auseinandersetzt, die Jugendliche in ihrem Alter beschäftigen: Wer bin ich? Wie möchte ich von anderen Menschen wahrgenommen werden? Wo will ich im Leben hin? Wie stelle ich mir meine Zukunft vor? 
Natürlich darf auch das knifflige Thema, die erste große Liebe nicht fehlen. 
Diese zentralen Themen des Hörbuches sind wichtig, weil sie viele Jugendliche beschäftigen. Nun kommen wir aber zum großen Nachteil: Der Roman spielt in den 90ern. Hier werden Dinge thematisiert, die für die 90er Jahre relevant waren, aber heutzutage nicht mehr wichtig sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Jugendliche heutzutage noch für die 90er Jahre interessieren. Deswegen wäre der Titel eher etwas für Hörer*innen, die ein bisschen in Erinnerungen schwelgen wollen. 
Allerdings wäre hier das Problem, dass diese Zielgruppe die Themen, mti denen sich Lucy herumtreibt, bereits hinter sich gelassen hat. 
Ich selbst fand es interessant, Lucy dabei zuzuschauen, wie sie Antworten auf die für sie relevanten Fragen findet und es schafft, mit bestimmten Themen abzuschließen und wichtige Entscheidungen zu treffen. 
Was die Hörbuchgestaltung betrifft, war ich überrascht und habe mich aber gleichzeitig auch darüber gefreut, dass bei cbj audio auch ein Titel für Jugendliche und eben nicht nur für Kinder produziert wurde. Soweit ich das Programm wahrnehme, gibt es in dem Verlag hauptsächlich Kinderbücher. Ich hoffe ja, dass der Bereich an Hörbüchern für Jugendliche mit der Zeit zunimmt. 
Das Hörbuch wird von Anna Carlsson gelesen, deren Stimmfarbe mir sehr gut gefiel. Sie hat es geschafft, mir Lucy als Protagonistin näherzubringen. 
Große Schwierigkeiten bereitete mir aber der Schreibstil von Anna Czapnik. Sie erzählt den Roman zwar aus Lucys Sicht und wählt dafür die Ich-Perspektive, die mir eigentlich sehr gut liegt. Allerdings gibt es in diesem Roman unglaublich viele Monologe. Meist fängt die Autorin bei einem Gedanken an. Dann werden innerhalb des Monologes aber so viele Gedanken thematisiert, dass ich irgendwann nicht mehr wusste, was denn eigentlich der Ausgangspunkt des Monologes war. Zudem liefen diese Monologe meistens ins Leere, weil hier, zumindest für mich, keine Entwicklung zu erkennen war. 
Selbst wenn es keine Entwicklung gibt, weil eine Figur bei einem Thema nicht weiterkommt, ist das zumindest auch eine weitere Erkenntnis. 
Bei Ich werde fliegen hingegen hatte ich das Gefühl, dass diese Monologe nur dazu genutzt wurden, damit Lucy ihr Gedankenchaos loswird. Das machte mich irgendwann wahnsinnig und sorgte auch dafür, dass ich bei den Monologen irgendwann nicht mehr ganz aufmerksam zuhörte. 
Gesamteindruck 
Wer einen Ausflug in die 90er Jahre wagen möchte und Lucy dabei zuhören möchte, wie sie erwachsen wird, sollte unbedingt zu diesem Titel greifen. Ich hingegen war froh, als ich Lucys Reise beendet hatte.