Coming of Age in New York 1993

Ich werde fliegen
von Dana Czapnik

Lucy ist siebzehn, klug und ein Ass im Basketball. Aber damit kommt sie nicht an, denn ein Mädchen soll doch hübsch sein, sich um sein Aussehen kümmern und an eine Zukunft als verheiratete Frau und Mutter denken. Lucy hat sich damit abgefunden, unter ihren Schulkameradinnen eine Außenseiterin zu sein. Aber sie möchte so gern, dass Percy, ihr Freund und Basketballpartner seit Kindertagen, in ihr mehr als nur einen Kumpel sieht...

Einerseits folgt das Buch den üblichen Erwartungen: Good girl verliebt sich in einen bad boy. Und Percy ist wirklich ein A...: Er schlägt über alle Stränge, akzeptiert keine Autorität, kifft ständig und trampelt auf den Gefühlen der Mädchen herum, die er ganz nach Belieben abschleppt und nach kürzester Zeit austauscht. Was Lucy an ihm findet, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, aber nun ja - sich verlieben ist nun mal nicht rational. Mildernde Umstände bekommt er von mir nur dafür, dass er anscheinend emotional völlig verwahrlost ist und von seinen Eltern weder geliebt noch erzogen wurde - aber das spricht ihn nicht frei.

Gut gefallen hat mir, wie sich Lucy mit dem Frauenbild ihrer Umgebung auseinandersetzt. Hier befragt sie die Frauen in ihrer Umgebung: Ihre Mutter, ihre Cousine, eine angesagte Künstlerin, ihre selbstbewusste Freundin, aber sie liest auch Beauvoir und andere feministische Bücher. Aber das ist mir teilweise ein wenig zu abgehoben. Sehr plastisch ist die Sex-Szene geschildert; gut gemacht, aber meines Erachtens nicht geeignet für ein elfjähriges Mädchen (Leseempfehlung des Verlags). Alles in allem ist das Buch dann aber doch etwas zu platt für mein Empfinden: Mädchen wollen Liebe, Jungen Sex - ist das wirklich alles? Richtig; Mädchen werden eingeschränkt - aber auch Jungen haben mit Rollenklischees zu kämpfen. Da hätte ich z.B. gern mehr von James erfahren.

Fazit: Guter Ansatz, aber dennoch nicht ganz überzeugend.