Rezension

Harlem der Sechziger

Harlem Shuffle -

Harlem Shuffle
von Colson Whitehead

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ich denke, viele werden den neuen Roman von Colson Whitehead ebenso sehnsüchtig erwartet haben wie ich. In seinem neuesten Werk entfürt der Autor die Leserschaft ins Harlem der Sechziger Jahre, indem er den Möbelladenbetreiber Ray Carner in den Fokus der Erzählung rückt. Durch seine Augen entfaltet sich das soziale Gefüge Harlems vor den Augen des Lesers mit all seinen Wünschen und Sehnsüchten aber auch mit all seinen Gegensätzen.

Dabei ist Ray eigentlich ein bodenständiger Familienvater, der wie alle in Harlem den sozialen Aufstieg herbeisehnt. Dabei gelingt es ihm nicht immer, sauber zu bleiben, doch er ist kein waschechter Gangster. Vielmehr stolpert er immer wieder vor allem durch Familienverflechtungen und eigentlich gute Absichten in krumme Dinger hinein und nimmt den Profit gerne mit. Er ist ganz Kind seiner Umwelt, einer Welt voller Grauzonen und Verbiegungen der Realitätsgrenzen. Genau dieses Spannungsfeld zwischen Gut un Böse, zwischen Manhattan und Harlem, zwischen Arm und Reich füllt Ray gut aus und hält dem Leser hier den Spiegel vor.

Harlem ist dabei wie ein eigener Charakter, dem viel Raum im Buch eingeräumt wird und ihm dadurch einen ganz eigenen Charme verleiht. Allein dieser Aspekt des Buches macht unheimlich Spaß beim Lesen.

Dabei wird durchgehend subtile Spannung aufgebaut, häufig auch durch klugen Aufbau. Das hält den Leser bei der Stange und ist recht erfrischend zu lesen. Whiteheads Stil und Sprachgebrauch sprechen für sich.