Rezension

Carney's Furniture

Harlem Shuffle -

Harlem Shuffle
von Colson Whitehead

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ray Carney ist der Sohn eines zwielichtigen Vaters, und gerade deswegen bemüht ein sauberes Leben zu führen. Sein kleiner Möbelladen in Harlem läuft gut, Frau und Kind sind glücklich mit den doch eher einfachen Verhältnissen. Doch immer wieder werden Rays gute Vorsätze auf die Probe gestellt, dann nämlich, wenn Cousin Freddie mal wieder einen fabrikneuen Fernseher vorbeibringt, der vom Laster gefallen ist; oder eine Halskette aus recht undurchsichtiger Herkunft. Bis Freddie den Falschen bestiehlt, und die harten Jungs plötzlich den beschaulichen Möbelladen ins Visier nehmen.
Whiteheads Roman lässt Harlem vor dem geistigen Auge lebendig werden, über gut fünf Jahre begleitet man Ray und sein Viertel. New York hat mit einem immer größer werdenden Drogenproblem zu kämpfen, mit Aufständen und Rassenunruhen, und auch das spiegelt sich im Roman wieder. Zeitgeist steckt reichlich zwischen den Seiten, für mich einer der großen Pluspunkte der Handlung. Die verliert sich zwischenzeitlich leider ein wenig in Zusammenhängen, Hintergründen und Lebensläufen von Figur xyz; nicht uninteressant, aber nicht unbedingt immer nötig.
Ray verkauft Möbel aus Leidenschaft, ich fand es charmant wie man nebenbei noch so einiges über die Branche im Kleinen mitbekommt. Mir hätte er mit seiner Begeisterung auf jeden Fall etwas verkaufen können. Ich mochte ihn ganz gerne, auch wenn nicht alle Entscheidungen für mich nachvollziehbar waren. Er kann manchmal nur schwer aus seiner Haut und auch sein Gefühl, er würde Freddie etwas schulden nimmt für mich irgendwann Überhand. Trotzdem ist er eine stimmige Figur, die zu Ort und Zeit gut passt.

Harlem Shuffle ist ein interessanter gesellschaftlicher Roman aus dem Harlem der 60er, Kleingangstermilieu und Möbelfachberatung gibt es gratis dazu.