Rezension

Tolle Sprache, ermüdende Story.

Harlem Shuffle -

Harlem Shuffle
von Colson Whitehead

Bewertet mit 3 Sternen

Ja, Colson Whitehead kann schreiben - und wie! 
Das hat er nicht zuletzt mit seinen letzten beiden Büchern, „The Underground Railroad“ und „The Nickel Boys“, welche von Kritik und Publikum gleichfalls gelobt und mit zwei Pulitzerpreisen hintereinander ausgezeichnet wurden, bewiesen. 
Schwer, bei so viel Erfolg ein nächstes Buch zu schreiben, denn die Erwartungen sind riesig. Auch bei mir war die Erwartungshaltung immens und musste fast zwangsläufig enttäuscht werden. 
Die Prosa von Whitehead ist brilliant und auch die hervorragende Übersetzung von Nickolaus Stingl weiß zu überzeugen, die Geschichte an sich aber zieht sich sehr in die Länge und konnte mich nicht überzeugen. 
Ray Carney, ein New Yorker Möbelhändler aus ärmlichen Verhältnissen, der verzweifelt versucht, ehrlich zu sein und zu bleiben, gleichwohl aber seiner Familie ein besseres Auskommen garantieren will, wird von seinem Cousin Freddie in zwielichtige Geschäfte und schließlich in ein Verbrechen verwickelt. 
Whitehead siedelt seine Story im Harlem der 1960 er Jahre an und entwickelt vor den Augen seiner Leserschaft ein prächtiges Lokalkolorit, eine nostalgisch angehauchte Zeitreise in ein New York, das es längst nicht mehr gibt. Was bis heute geblieben ist, ist die Diskriminierung und Kriminalisierung der schwarzen Bürger. Whitehead wäre nicht Whitehead, wenn er nicht neuerlich den Finger in diese schlimmste Wunde der USA legen würde, um einmal mehr vom Irrsinn der Ausgrenzung zu erzählen. 
Aber dieses Mal, schafft er es nicht, zu überzeugen. Zu viele Zeitsprünge, eine Fülle an Personal, welches man sich fast nicht merken kann, und welches dadurch auch wenig Relevanz entwickelt und einer Hauptfigur, die nicht durchgehend überzeugen kann. 
Ein dritte Hit in Folge für diesen großen Schriftsteller wäre schön gewesen, aber so müssen wir auf Whiteheads nächsten Roman warten.