Rezension

Hart, authentisch, nachdenklich...

Eine Tat wie diese - Amy Efaw

Eine Tat wie diese
von Amy Efaw

In einer Hochhaussiedlung wird in den Mülltonnen ein neugeborenes Baby in einer Mülltüte aufgefunden. Die fünfzehnjährige Devon Davenport wird verhaftet, denn sie ist die Mutter dieses Babys, leugnet dies aber.
Nach und nach zeigt sich in Verhandlungen, wie es zu dieser grausamen Tat kommen konnte.

Das Buch beginnt eigentlich mittendrin, die Tat wurde soeben begangen. Schon von Beginn an merkt man, dass Devon sehr verstört ist, als sie ihrer Mutter und den ermittelnden Polizeibeamten gegenüber sitzt. Der Leser fragt sich, was da hinter steckt. Devon ist auf jeden Fall die Mutter und hat die Tat auch begangen, das beweisen alle Indizien. Aber ist sie deswegen auch schuldig?

In vielen Gesprächen mit Devons Anwältin kommt nach und nach die Wahrheit ans Licht, der Leser erfährt die gesamte Geschichte, wie es zu dieser grausamen und kaltblütigen Tat kommen konnte. Wieso Devon nichts von ihrer Schwangerschaft gemerkt hat.

Heutzutage, wo solche Themen immer wieder mal Aufsehen erregen fragt man sich wirklich wie so etwas passieren kann. Wieso Eltern ihre Kinder aussetzen oder sogar töten. Dieses Buch zeigt, dass vielleicht nicht alle brutalen und kaltblütigen Taten geplant begangen werden. Aber es zeigt noch mehr. Es zeigt, wie sehr die menschliche Psyche hier mitspielt und sich gegen die Vernunft stellen kann. Der Mensch ist zu unglaublicher Verdrängung fähig, wenn er in akute Stresssituationen gerät. Diese Geschichte zeigt aber auch, inwieweit das Umfeld bei solchen Taten eine Rolle spielt. Auch in dieser Geschichte heißt es, dass niemand etwas gemerkt hat. Aber wurde wirklich nichts bemerkt oder wollten die Personen in Devons Umfeld einfach nichts bemerken? Der Mensch geht oftmals den Weg des geringsten Widerstandes und kümmert sich hauptsächlich um sich selbst. Wenn dann solche Taten geschehen, dann ist man fassunglos. Diese Geschichte zeigt aber, dass man nicht automatisch unschuldig sein muss, nur weil man selbst die Tat nicht direkt begangen hat. Alleine das nicht-eingreifen trägt schon seinen Teil zu einer solchen Sache bei.

Amy Efaw hat hier ein sehr sensibles Thema aufgegriffen, weil sie sich selbst dafür interessiert, wie sie in ihrem Nachwort erklärt. Ihr gelingt es in diesem Buch nahezu neutral die Handlungsabläufe zu schildern und kann so den Leser selbst miterleben lassen wie es zu solchen Zuständen kommen kann, ohne ihn auf irgendeine Seite zu ziehen.
Einzig die Tatsache, dass sich diese Geschichte in den USA abspielt, lässt die äußeren Umstände ein wenig unrealistisch wirken, denn hier in Deutschland würde es natürlich ganz andere Verfahrensweisen geben. Das ist aber nur ein kleiner Punkt am Rande über den ich während des Lesens immer wieder nachdenken musste, denn ansonsten kommt dieser Roman mitsamt seiner Figuren sehr authentisch rüber.

Amy Efaw hat dieses sensible Thema gekonnt in einem flüssig zu lesenden, sehr nachvollziehbaren und nachdenklich machenden Roman verarbeitet. Sehr empfehlenswert!