Rezension

Eine Tat wie diese...

Eine Tat wie diese - Amy Efaw

Eine Tat wie diese
von Amy Efaw

Bewertet mit 4 Sternen

"Eine Tat wie diese" umfasst 413 Seiten und gliedert sich in 24 Kapitel. Diese haben mit durchschnittlich 17 Seiten eine angenehme Länge. Zum bequemeren Lesen sind sie teilweise zusätzlich in Abschnitte unterteilt. Überschrieben sind die Kapitel allein mit ihrer jeweiligen Kapitelnummer. Abgerundet wird das Buch durch ein Nachwort sowie eine Danksagung der Autorin.

Geschrieben ist der Roman aus der Sicht eines allwissenden Erzählers in der Gegenwartsform. Stellenweise finden sich Rückblicke in die Vergangenheit, aber auch diese sind in der selben Zeitform geschrieben.

"Eine Tat wie diese" ist im April 2012 als Taschenbuch mit Klappbroschur im Carlsen Verlag erschienen. Die Originalausgabe erschien unter dem Titel "After" bei Viking, a member of Penguin Group (USA), Inc. Übersetzt aus dem Englischen wurde das Buch von Anja Malich.

Meine Meinung zum Buch:
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Man liest es immer wieder in den Zeitungen, hört es immer wieder in den Nachrichten: Babys werden kurz nach der Geburt von ihren Müttern entsorgt, werden tot im Müll aufgefunden. Was treibt Frauen zu einer solchen Tat? Wie kommt es, dass sie ein Neugeborenes, das sie neun Monate lang genährt und versorgt haben, rücksichtslos wegwerfen? Es sind harte Worte, die hier zu lesen sind, aber es ist die erschütternde Realität, die beim Namen genannt werden muss.

Mit ihrem Roman "Eine Tat wie diese" greift Amy Efaw diese Problematik auf und verarbeitet sie zu einem bewegenden, erschütterndem, aber höchst realistischem Jugendbuch. Dabei fällt es schwer, einzuschätzen, ab welchem Alter sich dieses Buch zum Lesen eignet. Mütter werden immer jünger, schon junge Teenager werden schwanger, gewollt oder ungewollt. Warum sollen sie nicht mit der knallharten Realität konfrontiert werden? Warum sollte man ihnen nicht vor Augen führen, wie eine Schwangerschaft verläuft, wie vor allem eine Geburt verläuft. Entsprechend schonungslos und direkt beschreibt die Autorin gerade den letztgenannten Prozess. Da fließt nun einmal Blut, damit sind eben höllische Schmerzen verbunden. Da verspürt man nun einmal Angst. Vor allem, wenn die Geburt heimlich, im Badezimmer stattfindet. Vor allem, wenn man allein ist. Und genauso schonungslos beschreibt Amy Efaw das Verhalten ihrer Protagonisten nach der Geburt. Wie sie panisch versucht, das Blut wegzuwischen, wie sie die Nachgeburt unterdrückt, wie sie ihr Neugeborenes ins Waschbecken fallen lässt. Es sind Szenen, bei denen sich ein verdammt ungutes Gefühl breitmacht, bei denen sich schon mal der Magen umdreht. Szenen, die aber auch verdammt wichtig sind.

Devon Sky ist eine Musterschülerin, eine herausragende Sportlerin. Vermutlich kann sich nicht jede junge Leserin mit ihr identifizieren, dafür scheint Devon zu perfekt. Doch auch Devon macht Fehler. Vermutlich will sie diese nicht zugeben, sich nicht eingestehen. Deshalb reagiert sie mit Verdrängung. Sie löscht die Erinnerung aus ihrem Gedächtnis und lebt völlig unbeschwert. Bis ein Arztbesuch ansteht. Bis es kein Zurück mehr gibt. Vielleicht ist es auch das gestörte Verhältnis zu ihrer Mutter, das dafür sorgt, dass Devon sich zurückzieht, allein bleibt, hilflos.

Sie sei von der Geburt überrascht worden, habe neun Monate lang nichts von der Schwangerschaft bemerkt. Obwohl es sehr schwer fällt, Devons Verhalten zu verstehen, gelingt es der Autorin doch, es zumindest nachvollziehbar wirken zu lassen. Wenn man sich in Devons Situation hineinversetzt, kann man vermutlich tatsächlich ansatzweise begreifen, was in ihrem Kopf vorgeht. Doch jedes Verständnis und jedes Mitgefühl ändern nichts an Devons Situation: Sie sitzt im Gefängnis, erwartet einen Prozess, muss sich mit anderen Jugendlichen herumschlagen, um die sie in der Öffentlichkeit einen großen Bogen machen würde, weil sie so anders sind. Doch jetzt sitzen alle im selben Boot, ziehen am selben Strang. Devons Anwältin gelingt es, einen Zugang zu ihr zu finden, ihr einen Teil ihrer Lebensgeschichte zu entlocken. Gemeinsam bereiten sie sich auf den anstehenden Prozess vor, der über Devons Zukunft entscheiden wird.

Etwa die ersten zwei Drittel des Romans nehmen die Vorgeschichte ein, während im letzten Drittel des Buches der Prozess stattfindet, der sehr ausführlich und detailliert beschrieben wird. Das Buch ist durchweg sehr emotional, ohne sonderlich gefühlsbetont geschrieben zu sein. Es sind einfach die Auswirkungen des Gelesenen auf den Leser, der den Roman so bewegend macht. Der Stil der Autorin bleibt trotz der eindringlichen Handlung sehr sachlich und distanziert. Der Roman liest sich für ein Jugendbuch entsprechend leicht und schnell, die Ausdrucksweise der Autorin ist dem Genre entsprechend einfach und schlicht.

Mein Fazit:
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Ein sehr bewegender und zugleich sehr realistischer Roman.