Rezension

Zu keiner Zeit! Nie!

Eine Tat wie diese - Amy Efaw

Eine Tat wie diese
von Amy Efaw

Bewertet mit 3 Sternen

Kann man bestimmte Dinge nicht merken? Kann man sich einreden, dass alles nur eine körperliche Schwäche ist? Ist man imstande sein Baby in eine Mülltonne zu werden? Wie verzweifelt muss man sein?

Devon Davenport hat es getan und nun soll sie ins Gefängnis. Lebenslang. Aber was die Wahrheit? Ihre Wahrheit, die ihrer Mutter, hat der Staatsanwalt recht oder ihre Verteidigerin?

Ein schwieriges Thema: Kindsmord. Mordversuch. Jugendlich, die selbst noch Kinder sind, bekommen Kinder. Wie oft schütteln wir den Kopf, wenn es heißt: 15jährigen hat nichts von ihrer Schwangerschaft gewusst? Auch ich frage mich natürlich, kann man so etwas nicht wissen? Ich wüsste es und hätte es auch mit 15 schon gewusst. Aber wo verläuft die Grenze, die wir übertreten müssen, um uns eine Schwangerschaft einzugestehen? Vor allem, wenn die Bedingungen gerade schlecht sind, der Kindsvater weg, oder das Elternhaus erschüttert wäre? Hilft leugnen?

Dieser Frage müssen wir auch auf den Grund gehen, wenn wir Devons Leben verfolgen. Schnell ist klar, sie hat es nicht gewusst, wollte es nicht wissen, dass sie ein Kind unter dem Herzen trägt. Und wieder: Wo ist die Grenze des Bewusstseins, wenn man nicht so sein will wie jemand anders? Wenn nichts gerade passt und nur die Kondition beim Sport nachlässt?

Sie wird schon einfühlsam beschrieben, die Devon. Jeder Gedanken wird beleuchtet, manchmal auch erhellt und manchmal verdunkelt. Aber manchmal geht Devon mir auf die Nerven, verwandelt sich selbst in ein Baby, das die Augen verschließt, obwohl Hilfe in Sicht ist. Sie ist geradezu bockig und das noch, als sie schon längst im Gefängnis ist.

Klar, ist da Scham und Wut, diese Gefühle sind auch nachvollziehbar. Aber die Musterschülerin entwickelt sich zurück. Und manche Dinge im Buch schockieren nur. Sind schon fast zu boshaft und kalt, um mit den Figuren mitfühlen zu können.

Ich glaube, dass die Autorin sehr viel Realität in ihre Geschichte gepackt hat. Herzblut, Angst, wenn im wahren Leben so eine Ungeheuerlichkeit passiert und das Gefühl selbst für ein Kind verantwortlich zu sein. Aber es nagt am Leser, dieses Gefühl, dass man sich nicht auf Devons Seite schlagen kann, aber auch nicht für den Staatsanwalt sein kann. Der sieht nur schwarz oder weiß, Musterschülerin oder unfähiges Kleinkind. Mörderin oder hilflose Jugendliche. Aber so einfach finde ich es nicht.

Und dann ist da die Mutter, die mich kirre macht, die ich schütteln will. Aber die mich auch seltsam kalt lässt mit ihren Allüren und allem Drumherum.

Mir fehlt der Funke, der überspringen müsste bei all den Gefühlen. Und das Ende befriedigt mich auch nicht. Lässt zu viel offen, lässt den jungen Leser meiner Meinung nach allein. Mit allem, der Scham, der Gerechtigkeit, der Trauer und dem Baby.

Trotzdem ein offenes Buch, dass es sich lohnt zu lesen um einen Einblick in ein schwieriges Thema zu bekommen.

Drei Bücherpunkte für etwas Unfertiges. Etwas Verwirrendes und etwas zu Gefühlvollem