Rezension

"Ich bin doch nicht süchtig"

Clean - Juno Dawson

Clean
von Juno Dawson

Bewertet mit 5 Sternen

"Sucht ist wie eine geladene Waffe, lassen wir uns nicht täuschen, aber so lange sie niemand in die Hand nimmt, ist sie ungefährlich. Alkohol, Drogen, Essen, Sex…- all das ist nicht von sich aus schädlich. In einer Welt, in der die meisten Leute sich an ihre Verschreibungen halten, illegale Drogen meiden und eine gesunde Beziehung zu Essen und Alkohol pflegen, müssen wir davon ausgehen, dass wir selbst das Problem sind.“ (S. 65)

 

Lexi Volkov, Tochter eines reichen russischen Hotelkettenbesitzers, wird von ihrem älteren Bruder auf eine Insel gebracht, auf der sich eine Entzugsklinik für Reiche befindet. Sie ist voll gepumpt mit diversen Drogen. Die Geschichte wird aus ihrer Sicht erzählt und ist unterteilt in die 10 Schritte, die Suchtkranke in dieser Einrichtung durchlaufen müssen, angefangen von der Tatsache zuzugeben, dass man ein Problem hat über, bis hin zur Anerkennung, dass man ein Problem hat, zur Wiedergutmachung und letztendlich die Genesung als lebenslanges Engagement zu begreifen. Doch dieser Weg ist nicht immer linear und nicht jeder schafft ihn. Wichtig ist, dass der Süchtige es möchte und schafft, sich selber zu lieben.

Dadurch, dass die Geschichte aus Sicht der 17jährigen erzählt wird, die ein Leben wie aus dem Bilderbuch führt, in einem Luxushotel wohnt, Geld kein Problem ist, einen Beruf zu erlernen nicht auf der Tagesordnung steht und die professionelle Partygängerin ist, wird klar, dass Geld allein eben nicht glücklich macht oder alle Probleme löst. Dass es wichtigeres gibt, nämlich den Rückhalt der Familie, echte Freunde und nicht nur solche, die nur dein Geld möchten.

Interessanterweise haben alle Jugendliche in dieser Klinik ein anderes Suchtproblem und der Leser erfährt auch wie Lexi erst nach und nach, wer welche Süchte bekämpft. Die Erzählerin wird im Laufe des Buches erwachsen, übernimmt Verantwortung, aber es ist ein steiniger, harter Weg.

Ein Buch, das Mut macht, einen schweren Weg zu gehen, der sich jedoch lohnt. Am Ende des Buches werden Internetseiten angegeben, an die man sich wenden kann und auf die schon zu Beginn hingewiesen wird. Ein Buch, das aufrüttelt, jedoch nicht nur problembeladen ist. In dem es auch um Freundschaft, Liebe, Vertrauen, Co-Abhängigkeit, London, Pferde,… geht. Ein Buch, das mich begeistern konnte, ein Buch, das wichtig ist.