Rezension

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Ich hab dich im Gefühl // Cecelia Ahern

Ich hab dich im Gefühl - Cecelia Ahern

Ich hab dich im Gefühl
von Cecelia Ahern

Bewertet mit 3 Sternen

Ich bin immer noch auf dem Cecelia Ahern-Trip. Einige Rezension werdet ihr noch zu ihr bekommen. Heute gibt es die zu Ich hab dich im Gefühl, eines ihrer älteren Werke. Das Buch unterscheidet sich vor allem vom Erzählstil von Aherns anderen Büchern. Die Erzählperspektive ist dieses Mal nämlich gespalten. Nun aber etwas ausführlicher…

Joyce sollte eigentlich die glücklichste Zeit ihres Lebens vor sich haben. So lange haben ihr Mann und sie sich ein Kind gewünscht und endlich ist es unterwegs. Doch eines Morgens stürzt Joyce die Treppe hinunter, verletzt sich schwer und verliert darüber hinaus auch noch ihr Baby. Als sie im Krankenhaus wieder erwacht und ihr erzählt wird, dass sie eine Bluttransfusion benötigt hat, hadert sie mit sich und ihrem Leben. Sie hat ihr Baby verloren und hätte am liebsten auch auf das Blut verzichtet, um ebenfalls zu sterben. Sie kehrt zurück ins Leben, doch sie ist verändert.

Plötzlich kann sie ganze Vorträge über architektonische Wunderwerke halten, wo sie sich doch früher für so etwas nie interessiert hat. Sie spricht über Nacht Fremdsprachen, mit denen sie sich nie zuvor beschäftigt hat. Und von jetzt auf gleich gelüstet es die überzeugte Vegetarierin nach einem ordentlichen Steak. Und dann begegnet sie immer wieder diesem Mann, den sie nicht kennt, zu dem sie sich aber magisch hingezogen fühlt.

Cecelia Ahern erzählt die Geschichte von Justin und Joyce. Der eine hat Blut gespendet, die andere hat es erhalten. Manchmal wird ja behauptet, dass auch durch eine Bluttransfusion ein Stück der Seele den Körper wechselt. Und dies scheint hier passiert zu sein. Eigentlich eine tolle Idee. Aber das Ganze endet nachher eher wie eine Schnitzeljagd. Die Veränderungen bei Joyce, die ich am spannendsten fand, rückten mehr und mehr in den Hintergrund.

Unterschiedlicher könnten die Protagonisten eigentlich nicht sein. Joyce ist verheiratet (wenn auch unglücklich), lebt in recht geordneten Verhältnissen, ist aber trotzdem nicht zufrieden. Justin ist zwar auch alles andere als ein ausgeglichener, durch und durch glücklicher Mensch. Irgendwie auch nachvollziehbar, so kurz nach der Scheidung und dem Umzug auf einen anderen Kontinent. Doch er kam mir von Anfang an irgendwie lebhafter vor, während Joyce in einem richtigen Tief feststeckt.

Eigentlich mochte ich beide ganz gerne, doch so richtig ans Herz gewachsen sind sie mir nicht. Bei Joyce hatte ich immer das Gefühl, als würde ich nicht ihre ganze Geschichte kennen. Somit bekam ich zwar den Eindruck von einer liebenswerten Frau, doch nie das Gefühl, als würde ich sie wirklich kennen. Justin kam mir da irgendwie realer vor. Wahrscheinlich lag es daran, dass seine Probleme für mich greifbarer waren als die von Joyce. Ihr Gefühlsleben und ihre Gedanken waren oft für mich nicht nachvollziehbar und damit hatte ich so meine Schwierigkeiten.

Eigentlich kannte ich es von Cecelia Ahern immer nur so, dass sie sich eine Hauptperson raussucht, meist eine junge Frau, aus deren Sicht sie ihre Geschichte erzählt. Zumeist tut sie dies aus der Ich-Perspektive. Was den letzten Punkt angeht, bleibt sie sich auch in Ich hab dich im Gefühl treu. Allerdings ist die Erzählung dieses Mal gesplittet. Die Erzählsicht wechselt immer wieder zwischen Justin und Joyce hin und her. Auch nachdem ich das Buch nach dem Fertiglesen einige Tage liegen gelassen habe, bevor ich diese Rezension geschrieben habe, weiß ich noch nicht so ganz, ob mir das gefallen hat.

Eine weitere Schwäche ist mir auch noch aufgefallen. Normalerweise kenne ich Ahern so, dass sie ihre Storys bedächtig, aber doch kontinuierlich vorantreibt. Aber in Ich hab dich im Gefühl stockt die ganze Sache etwas. Die ganze Handlung kommt nicht so recht voran und steckt vor allem im Mittelteil sehr zäh fest. Das war doch sehr ungewohnt für ein Ahern-Buch. An manchen Stellen musste ich mich regelrecht dazu zwingen, weiter zu lesen.

VORSICHT: kann Spoiler enthalten!!

Puh, das Ende…. Das war irgendwie genauso zu erwarten. Nun stell ich mir natürlich die Frage, ob man das positiv oder negativ sehen muss. Zum einen hat da Ahern, die bekannte Happy-End-Autorin, eben wieder wie erwartet zugeschlagen. Nur leider war das eben auch absolut nichts Neues. Ich mag es lieber, wenn ich zum Schluss vielleicht nochmals etwas überrascht werde. Es muss ja nicht gleich was revolutionär Anderes sein, aber doch eine kleine Nuance von einer eigenen Idee wäre wirklich toll gewesen.

Ich hab dich im Gefühl war definitiv nicht Aherns bestes Buch. Die eigentliche Idee wird von einer Schnitzeljagd durch halb Irland abgelöst, die ich aber leider nicht lesen wollte. Die gesplittete Erzählperspektive hat mich selbst auch etwas zwiegespalten zurückgelassen und ich hatte das Gefühl, als wäre das Buch nichts Halbes und nichts Ganzes. Nicht Fisch, nicht Fleisch…
Fans der Autorin kommen wahrscheinlich um diese Geschichte nicht drumrum, für „Einsteiger“ empfehle ich allerdings eines ihrer anderen Bücher.

 

© Nellys Leseecke - Lesen bedeutet durch fremde Hand träumen