Rezension

Ich hatte gemischte Gefühle

In dieser ganz besonderen Nacht - Nicole C. Vosseler

In dieser ganz besonderen Nacht
von Nicole C. Vosseler

Bewertet mit 3.5 Sternen

~ In dieser ganz besonderen Nacht von Nicole Vosseler ~

Amber hat ihre Mutter verloren. Als wäre das nicht schlimm genug, muss sie von Deutschland zu ihrem Vater in die USA auswandern. Nur langsam gewöhnt sie sich an ihn und ihre neue Lebenssituation. Doch dann begegnet sie einem Jungen, der ihr den Atem raubt... Und den Verstand, oder kann sie wirklich Gespenster sehen?!

Der Beginn des Romans ist sehr traurig. Amber muss mit dem Verlust fertig werden und schafft das nur Schritt für Schritt. Mich haben diese Szenen sehr berührt, da sie authentisch beschrieben wurden. Man konnte sich in solchen Situationen in Amber hineinfühlen und hätte sie am liebsten in den Arm genommen und getröstet.
In anderen Szenen konnte ich sie hingegen nicht verstehen, manchmal war sie mir sogar richtig unsympathisch. Bspw. im ersten Abschnitt des Buchs, als sie ihren Vater manchmal grundlos anbrüllt. Aber auch später, als sie nur an sich denkt und sich gar nicht fragt, wie viel sie ihrem Vater und ihren Freunden bedeutet.

Nach und nach erkundet Amber ihre neue Heimat, San Francisco. Mir haben die Beschreibungen der verschiedenen Orten sehr gefallen. Ich habe San Francisco noch nie besucht und kenne die Sehenswürdigkeiten nur von Bildern und Filmen. Trotzdem konnte ich mir, durch die lebensnahe Beschreibung der Stadt, jeden Handlungsort problemlos vorstellen. Im letzten Drittel des Buchs beginnt Amber sogar die Vergangenheit der Stadt zu entdecken. Diese Stellen haben mir besonders gut gefallen. Durch die vielen Details, die mit eingefügt wurden, konnte man sich in die vergangene Epoche einfühlen und viel über das Leben damals lernen.

Die Liebesgeschichte zwischen ihr und Nathaniel beginnt langsam, aber stetig. Die Gefühle der Beiden sind realistisch beschrieben und es macht Spaß sie bei der Reise ihrer Liebe zu begleiten. Ich fand gut, dass es in ihrer Beziehung nicht immer rund lief: An beiden nagen Zweifel, ob sie dem anderen genug sind und manchmal hatten sie sogar Zoff. Gerade das machte ihre Beziehung so lebendig.
Trotzdem hat mich ihre Liebesgeschichte nicht ganz abgeholt. Ich denke es lag einfach daran, dass ich Nathaniel nicht zu 100% mochte. Ich habe mir beim Lesen oft gedacht, dass Matt oder später Shane eindeutig besser zu ihr passen würden.

Mich hat das Buch stark an die "Biss- Reihe" von Stephanie Meyer erinnert. Damit meine ich nicht nur, dass Amber ein Teenie ist, der sich in ein mystisches Wesen verliebt. Als sich Amber in Lebensgefahr bringt und Nathaniel sie rettet, oder auch, als er nachts vor ihrem Bett steht und sie im Schlaf murmeln hört, sind zwei Beispiel, in denen ich auch immer Edward im Kopf hatte.

Am besten hat mir Ambers Freundeskreis gefallen. Sie lernt nach und nach Menschen kennen, mit denen sie durch dick und dünn gehen kann. Mir war jeder einzelne ihrer Freunde sympathisch und ich habe die Kapitel geliebt, in denen sie Zeit mit ihnen verbringt.

Der letzte Abschnitt wurde ein bisschen vom Vorhergehenden gespoilert: Amber sinniert schon vorher darüber nach, wie der Sommer zu Ende geht und dass das Ende nicht für alle ihrer Clique gut ausgehen wird. Trotzdem war er noch spannend. Amber öffnet sich endlich ihrem Vater, wobei ich mir noch mehr gewünscht hätte: Ihr Vater ist Ethnologe und es wird immer Mal wieder beschrieben, dass er dadurch mit den verschiedensten Arten von Glauben an Geister in Berührung kam. Auch wenn er selbst nicht an Geister glaubt, ist er mythischen Dingen eher aufgeschlossen. Ich hätte mir gewünscht, dass sie sich ihm anvertraut, oder wenigstens sein Wissen nutzt. Immerhin hat Nathaniel am eigenen Leib gespürt, wie mächtig die Sammlung ihres Vaters ist.
Trotz allem habe ich mit ihr mitgefiebert und ihr die Daumen gedrückt.

Der Schluss war traurig, mich hat Shanes Heldentat sehr berührt. Ich fand es schön, dass er endlich mit seinem Verlust abschließen konnte. Danach ging es dann aber sehr hurtig: Er lässt seinen Eltern nur einen knappen Gruß ausrichten und diese scheinen damit zufrieden zu sein. Wirkliche Emotionen, wie zu Beginn des Romans gab es nicht mehr.
Das letzte Kapitel hat mir sehr gut gefallen. Es hat den Roman für mich abgerundet, auch wenn ich gehofft hatte, dass Amber einen wirklichen Neuanfang bekommt.

Das Buch lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Einige Stellen habe ich geliebt, bei anderen hätte ich mir mehr Tiefgang gewünscht. Das lag wohl auch an mir, denn ich mochte, wie gesagt, Nathaniel nicht so sehr. Trotzdem würde ich den Roman allen empfehlen, die die "Biss-Reihe" mochten; Ich denke ihnen wird "In dieser ganz besonderen Nacht" gefallen.

Allerdings würde ich das Buch nicht als Kinderlektüre empfehlen. Manche Dialoge sind nicht für Kinderaugen geeignet. Deswegen würde ich erst ab dem Jugendalter zum Kauf raten, auch wenn es offiziell als Kinderbuch eingestuft wurde.