Rezension

Ich hatte mal wieder Lust auf ein Jugendbuch

Sieh mich an - Natasha Friend

Sieh mich an
von Natasha Friend

Ich hatte mal wieder Lust auf ein Jugendbuch, aber es sollte nicht zu seicht sein. Als ich es im Regal stehen sah, fand ich es vom Cover her erstmal nichtssagend, doch der Klappentext konnte mich überzeugen und ich nahm es mit. Als Leser startet man mit einem kurzen Prolog, der mich schon etwas auf die Story und die Atmosphäre einstimmte. Alexa, die von ihren Freunden allerdings nur Lexi genannt wird, ist 16 Jahre alt und freut sich auf ihr erstes Highschool Jahr. Es wird wieder meine Lieblings Perspektive verwendet, nämlich der Ich-Erzähler, der in dem Fall Lexi ist. Sie beginnt mit einigen Erlebnissen aus ihrer Kindheit, wodurch ich einen gute Vorstellung von ihrer Familie und ihren Freunden bekommen konnte.Die Autorin hat hier einen einfachen Stil mit oft kurzen Sätzen gewählt, der dabei aber nicht plump war. Es ließ sich schnell und angenehm lesen. Da die Autorin im Präteritum schreibt, hatte ich oft das Gefühl in einem Café oder in einem Park mit Lexi zu sitzen während sie mir ihre Geschichte erzählt.

Bei Alexa war ich oft zwiespältig, ob ich sie jetzt nun sympathisch finde oder nicht. Vor dem Unfall definiert sie sich nur über ihr äußeres, sie wirkt oft arrogant und überheblich. Allerdings mache ich da vor allem ihre Mutter für verantwortlich, da diese dieses Verhalten auch noch pusht. Sie ist loyal gegenüber ihrer besten Freundin Taylor, obwohl diese oft eifersüchtig auf das gute Aussehen von Lexi ist. Nach dem Unfall macht Lexi Taylor vor allem dafür Verantwortlich, dass sie überhaupt diesen Unfall hatte. Sie wirkt depressiv und verhält sich egoistischer denn je. Sie glaubt nicht daran in ihr altes Leben zurück zu können und kapselt sich von allen ab. Sie stellt ihre Bedürfnisse höher als die ihrer Familie, was zu Reibereien mit ihren Eltern und besonders mit ihrer Schwester Ruth führt. Ruth mochte ich sehr gerne, da sie die einzige war, die Lexi nicht mit Samthandschuhen anpackt und ihr die Leviten liest.Für Taylor konnte ich bis zum Schluss keine wirkliche Sympathie oder gar Mitleid empfinden. Ich denke, dass es von der Autorin auch so beabsichtigt wurde, da Taylor zwar  kein Antagonist im klassischen Sinn ist, aber es doch jemanden geben musste, den man gemeinsam mit Lexi hassen konnte.

Natürlich bedient die Autorin auch einiges Klischees, was mich nicht wirklich gestört hat, das es einfach zu den Figuren und der Story gepasst hat. Sie hat ein gutes Tempo im Verlauf der Story und man sieht den sprichwörtlich roten Faden der Geschichte. Sie hält sich nie zulange mit einer Sache auf und lässt Lexi trotzdem genug Zeit für ihre Entwicklung. 

Das Ende hat mich vollauf zufriedengestellt. Es war nicht zu kitschig und bei weitem auch kein klassisches Happy End, es wirkte einfach real und echt. Passend zum Prolog gab es auch einen Epilog, der noch einmal das Gefühlt verstärkt hat, dass ich mit Lexi zusammen säße und sie mir alles erzählt, denn er ist im Präsenz geschrieben. 

Natasha Friend hat es geschafft ein solch ernstes Thema in eine wundervolle Geschichte zu verpacken, die mich sehr berührt hat. Ich konnte mich sehr gut in die einzelnen Charaktere versetzen und hatte nie das Gefühl, dass es aufgesetzt oder gar konstruiert wirkte. Ein tolles Jugendbuch, dass ich jedem nur empfehlen kann, der einmal mehr als nur 08/15 lesen möchte.