Rezension

Idee gelungen, aber Klapptext gibt zu viel preis

Hard Liquor -

Hard Liquor
von Marie Grasshoff

Bewertet mit 4 Sternen

„Hard Liquor – Der Geschmack der Nacht“ von Marie Graßhoff ist nach der gesamten „Neon Birds“-Reihe und „Der dunkle Schwarm“ mein insgesamt fünftes Buch von ihr und nachdem ich vom Reihenabschluss von NB etwas enttäuscht war und „Der dunkle Schwarm“ auch nicht so ganz meines war, fand ich Hard Liquor wieder gut gelungen, auch wenn es ein paar Schwächen hat.

Den eigentlichen Klapptext finde ich nicht gelungen, da er schon sehr viel vom Buch preisgibt, das erst ab der Mitte oder fast schon am Ende vorkommt. Leider haben Autoren bei Klapptexten ja kein Mitspracherecht. Jedenfalls ist dieser schon mal ein ziemlicher Minuspunkt.

In dem Buch geht es um Tycho, die früh ihre Eltern verloren hat und danach von ihrer Großmutter aufgezogen wurde. Nach deren Tod lebt sie alleine in einer kleinen Wohnung in New York und studiert mit ihrem Kindheitsfreund Logan zusammen. Nebenbei arbeitet sie in einer Bar, doch nach Feierabend wird sie zu Captain Wodka, die betrunken Leute aufmischt, die Ärger machen. Dabei kommt ihr ihre Superkraft zu Gunsten, denn Tycho wird unglaublich stark, sobald sie Alkohol getrunken hat, weswegen sie sich ohne angreifbar fühlt. Und dann taucht Grayson auf, eine junge Frau, die behauptet ihr Geheimnis zu kennen.

So würde der Klapptext deutlich besser funktionieren. Er spricht Wichtiges an, ohne irgendwas vorwegzunehmen. Ich fand die Grundidee mit Göttern und allem aber sehr spannend und vor allem neu. Zwar gibt es Superhelden und Antihelden in allen Varianten, aber die Geschichte rund um Tycho wurde recht individuell gestaltet. So finde ich sie sehr düster und sie hat einen Hang zur Selbstverstümmelung. Sie hat viele Narben von selbstzugefügten Wunden und sie leidet unter Depressionen aufgrund des Todes ihrer Eltern und dem Nichtwissen ihrer Kräfte. Sie geht keine Beziehungen ein, sondern hat nur Flirts und unbedeutenden Sex. Nur Logan und dessen Familie steht sie recht nahe, auch wenn sie Logan wegen ihren Verletzungen und allem auch nur anlügt. Aber mir hat die Beziehung der beiden gut gefallen, denn es hat gezeigt, wie verbunden sie sind und auch wie alleine Tycho dennoch ist, wie verletzlich. Allgemein war es doch recht düster, was ich aber gut gelungen und passend fand.

Dennoch gibt es auch ein paar negative Aspekte. So findet Tycho etwas heraus und ist total am Boden zerstört und hat danach Sex mit Grayson, der auch sehr ausführlich beschrieben wurde. Sicherlich diente der, um die Beziehung der beiden weiter voranzubringen, aber ich fand einfach, dass es nicht zu dem Geschehen passte. An einer anderen Stelle des Buches wäre dies sicherlich besser aufgehoben gewesen. Zu diesem Punkt kommt noch, dass das Wort „sacht“ extrem häufig benutzt wurde. Ich fand es sehr anstrengend, dieses Wort immer wieder zu lesen. Zudem heißt es, dass Tycho nie weint, aber im Buch weint sie ständig wegen etwas, auch wenn ich die Szenen durchaus nachvollziehen konnte, aber es passte dann zu ihrer Beschreibung nicht. Das Ende, also nicht die Zeitsprünge, sondern bei einem großen Kampf, fand ich auch etwas nicht gelungen. Es passte einfach nicht, wie jemand entschieden hat, wer stirbt und wer nicht. Genauer erklären kann ich das allerdings nicht, da ich sonst das ganze Buch ordentlich spoilern würde. Im Mittelteil des Buches fand ich es dagegen ein wenig langweilig, gerade im Vergleich zum Ende. Aber auch dort ließ sich die Geschichte gut lesen, da die Autorin wirklich toll schreibt und einige Erklärungen geliefert wurden.

Mir hat aber besonders gut die Entwicklung von Tycho gut gefallen. Sie hat sich im gesamten Buch extrem verändert und auch wenn sie Probleme hat, den Leuten zu vertrauen und vorsichtig ist, versucht sie doch immer, sich nicht von allen abzugrenzen, sondern auf Leute zuzugehen. Außerdem habe ich die Beziehung zwischen ihr und Logan geliebt, auch wenn er auf den ersten Blick extrem beschützend und vielleicht übervorsichtig wirkt. Aber mir haben die kleinen Rückblenden gefallen, wo sie als Kinder zusammengespielt haben oder er sie beschützt hat und wie sie auch in der Gegenwart zusammen agieren. Ich fand das wirklich sehr gelungen.

Ein paar Geheimnisse verschiedener Charaktere wurden noch nicht aufgelöst, aber da es eine Fortsetzung geben soll, hoffe ich, dass diese dort aufgeklärt werden. Band zwei wird aber nicht von Tycho handeln, somit ist dieser Teil für sich abgeschlossen.

Ich gebe dem Buch vier Sterne, da ich die Entwicklung von Tycho mochte und ich die Story sehr interessant und gelungen fand. Allerdings gab es eben auch Schwächen, wodurch es nicht mehr Sterne werden.