Rezension

Im Gesang liegt die Kraft

Die Prophezeiung des magischen Steins - Stephan M. Rother

Die Prophezeiung des magischen Steins
von Stephan M. Rother

Bewertet mit 3.5 Sternen

„Die Prophezeiung des magischen Steins“ wird als High Fantasy Roman vom Verlag angepriesen, was mich wiederholt zum Grübeln bringt, weil mir einfach nicht ganz klar ist, was der Unterschied zwischen Fantasy und High Fantasy ist. Doch taucht man in die Geschichte von Stephan M. Rother ein, drängt sich mir unwillkürlich der Vergleich zu den Gefährten aus dem Herrn der Ringe auf und mir will das Wort „Altvordere“ nicht mehr aus dem Kopf gehen, obwohl ich nicht sicher bin, dass Rother diesen mittelhochdeutschen Begriff überhaupt verwendet. Doch klar ist, dass seine Geschichte keine zusammengewürfelte Teenagerlovestory im Setting einer fantastischen Welt ist. Rothers Protagonisten sind zwar auch zwei junge Menschen an der Grenze zum Erwachsen werden, doch er stellt ihnen eine kleine Gruppe von Individuen an die Seite, die die zarten Bande zwischen der Prinzessin Livia und dem Bardenlehrling Dafydd relativieren und den Blick auf eine komplexe Welt mit Fantasy-Historie lenkt, die von einem größenwahnsinnig gewordenen Zauberer bedroht wird. Gut, jetzt wo ich meine Gedanken zu dem Roman in die Tasten haue, mag sich das High Fantasy Etikett noch nicht ganz bestätigen. Aber ich bin auch kein so guter Schreiberling wie Rother, der mich mit seinem Roman wirklich gut unterhalten hat. Die Mischung aus Elben, reimenden Zwergen, Magie, Zauberer, Mittelalterkönigreich, Trollen, Helden und Barden ist charmant und das Zusammenspiel der Figuren herzlich, ehrlich und mit augenzwinkernder Selbstironie gespickt. Rother verzichtet auf überbordende Actionszenen und besinnt sich eher auf die innere Reise seines plötzlichen Helden Dafydd zu sich selbst. Es ist schlicht erholsam einem Geschichtenerzähler zu lauschen, der sich wirklich auf das Erzählen versteht und mir Raum für meine eigene Fantasie lässt – kein szenisches Schreiben, keine platten Handlungsstränge mit vorhersehbaren Spannungsbögen.

Natürlich kann auch Rother keine gänzlich neue Geschichte aus dem Schriftstellerhut zaubern. Die Grundzüge seiner Welt in ihrer Bedrohung durch einen Mächtigen und sein Trollheer und der Errettung durch einen prophezeiten Helden sind nun wirklich ein klassisches Fantasykonzept. Doch wie er seine Figuren anlegt und welch eigene überzeugende Erzählsprache er findet, tröstet mich darüber schnell hinweg. Ich reihe seinen Roman gern neben Tolkien und Hennen in mein Bücherregal ein.