Rezension

In meinen Augen zu blass

City on Fire -

City on Fire
von Don Winslow

Rhode Island, Mitte / Ende der 1980er Jahre. Wie vielerorts hat die organisierte Kriminalität ihre immer etwas auf Messers Schneide balancierenden Absprachen über Einfluss- und Geschäftsbereiche, Tabuzonen, Respekt und Rivalität halten sich im besten Falle die Waage. Allerdings ist das Gebilde der rivalisierenden Familien – hier wie so oft Italiener und Iren – fragil. Pam ist nicht die erste Frau die einen Krieg auslöst und in Troja standen sich Armeen gegenüber, doch in der Tat löst sie eine Spirale der Gewalt aus bzw. Liam Murphy, der sich an die neue Freundin von Paul Moretti heranmacht. Danny Ryan, Liams Schwager, ist ein eher besonnener Vertreter unter all den schnell explodierenden Hitzköpfen, doch auch er ist untrennbar mit seiner Familie verbandelt und damit ist sein Schicksal auch unmittelbar an das des sich entwickelnden Konfliktes geknüpft. Auswege, die er sieht, zerschlagen sich oftmals im nächsten Moment wieder, das sich abermals die Machtverhältnisse ändern, der Ball wieder im eigenen Feld liegt und er schon wieder vor der nächsten Entscheidung steht: Vernunft oder Familie, Tradition oder Zukunft?

Vor Jahren wurde mir Don Winslow wärmstens empfohlen. Ich habe damals keinen Zugang zu diesem Autor gefunden. Ich war nun unheimlich gespannt, City on Fire zu lesen, denn ich „liebe“ das Thema Mafia, finde Pate 1 und 2 grandios, habe mehrfach die Sopranos gesehen. Das Thema begeistert mich immer wieder und steht für packende, wenn auch in ihren Inhalten brutal, bigott und teils menschenverachtend, Unterhaltung. In meinen Augen kann man einen Mafiafilm immer schauen. Die sind nie wirklich schlecht, selbst wenn sie nicht alle grandios sind. Und ich glaube, City on Fire wäre ein ziemlich guter Film, denn den habe ich mir beim Lesen immer vorgestellt, allerdings leider statt der Romanhandlung, mit der ich zu keinem Zeitpunkt warm wurde. Ich fühlt mich immer außen vor und City on Fire ist deshalb für mich immer irgendwie unnahbar geblieben. Ich habe es zwar ständig als „Bild“ vor mir gesehen, aber tatsächlich eher drehbuchartig, oder dass ich mir dachte, diese oder jene Szene würde im Film so oder so aussehen, aber ich war nie von der Handlung gefesselt. Ich habe sogar ständig verglichen, mit GoodFellas, Scarface, den Sopranos, kam mit den Namen irgendwie so gar nicht klar (habe ich sehr selten) und ganz im Ernst war ich echt froh über die Leseprobe für Band 2 im Anhang – denn so fantastisch wie die Handlung dort als Einstieg in den nächsten Band zusammengefasst wurde, hat erst das für mich alles präsent und „rund“ gemacht. Vorher wäre es mir tatsächlich sehr schwergefallen, die Frage, um was es geht, und wie alles zusammenhing, erschöpfend zu beantworten. Ich finde es immer schade, wenn ein Buch, von dem ich viel erwarte, bei mir nicht zündet, aber so muss ich es hier sagen. Ich habe nach vielen Jahren Don Winslow noch einmal probiert und muss erneut sagen, ich weiß wieder warum ich damals das hochgelobte Tage der Toten nicht zu Ende gelesen habe, ich kann vielleicht mit seinem Stil einfach nicht warm werden. Das ist dann persönliche Geschmackssache, aber es hat mir einfach nicht gefallen und ich fand es persönlich nicht spannend. Der Stil ist nüchtern, berichtend, kalt, aber dadurch für mich ohne Höhen und Tiefen. Eigentlich versteht man unter einer dahin plätschernden Handlung etwas anderes als einen Mafiakrieg. Aber genau das war es für mich, leider.