Rezension

Johannisbeersommer

Johannisbeersommer - Andrea Israel, Nancy Garfinkel

Johannisbeersommer
von Andrea Israel Nancy Garfinkel

Bewertet mit 3 Sternen

Einst beste Freundinnen sind Lilly und Val im Streit auseinandergegangen. Nach 26 Jahren gibt der Tod von Vals Mutter Anlass, den Kontakt per E-Mail wieder aufzunehmen. Beide Frauen sind erleichtert und gehen vorsichtig aufeinander zu, berichten über ihr Leben. Bald aber werden alte Wunden wieder aufgerissen. Der Ton wird härter und Val beschliesst, den Kontakt wieder aufzugeben.

Der Leser erwartet nun, die Ursache für die damalige Trennung zu erfahren. Aber es folgt eine Rückblende in die Zeit von 1963 bis 1973.

Zwischen Val und Lilly gab es einen regen Briefwechsel. Beide gründeten einen Rezeptklub nur für sich und tauschten Rezepte aus.Jedoch zeigt sich in den Briefen, dass Lilly Val oft als Notnagel sieht und gar nicht auf die Idee kommt, sie könne die schüchterne Lilly damit verletzen. Beide beneiden sich um das, was die jeweils Andere hat: sei es der Vater von Lilly, der sich um sie nicht, aber um Val sehr wohl bemüht oder sei es das Aussehen...

Lilly scheint selbstbewusst und teilweise oberflächlich, interessiert sich überwiegend für sich selbst und heischt nach Zustimmung. Wenn Val sie braucht, ist sie für ihre Freundin nicht da. Val nimmt das meistens hin und ist voller Selbstzweifel.

Dann aber sucht Lilly häufiger den Kontakt zu ihrer Freundin, sie macht eine schwere Phase durch und möchte von Val Verständnis für ihren gewählten Lebensstil. Verständnis und Zuneigung, die sie bei ihren Eltern nicht findet. Val aber wendet sich an Lillys Vater, zu dem sie ein besonderes Verhältnis hat. Sie hofft, in ihm einen Verbündeten in ihrer Sorge um Lilly zu finden. Isaac Stone reagiert anders, als sie erwartet hat und Lilly sieht in ihr eine Verräterin. Das führte zum Bruch.

Das Jahr 2002. Lillys Vater ist gestorben.Val erhält von ihm einen Brief mit überraschenden Fakten.

Dieses Buch hat mich sehr beeindruckt. Die Autorinnen Andrea Israel und Nancy Garfinkel verstehen es, die Gefühle ihrer Heldinnen anschaulich darzustellen, man kann sich mit ihnen identifizieren oder entdeckt Wesenszüge, die man aus dem eigenen Bekanntenkreis kennt. Die Briefe sind nie langweilig, man möchte immer wissen, wie es weitergeht.

Die eingefügten Rezepte haben Namen, die zur jeweils beschriebenen Szene passen. Die meisten sind einfach nachzukochen, praktische Tipps sind enthalten. Wer gern kocht oder bäckt, erhält hier nützliche Tipps.

Nicht ganz nachvollziehbar ist, wie die Freundschaft zweier so unterschiedlicher Mädchen so lange halten konnte bzw. wieder aufgegriffen wurde. Der Rezeptklub spielt sicher eine große Rolle. Erst fast zum Schluss findet sich eine mögliche Erklärung.

Ein insgesamt anrührendes und unterhaltsames Buch, das Gefühle hinterfragt und zeigt, welchen Einfluss Personen auf das Leben Anderer nehmen können.