Rezension

Jugendbuch mit Tiefgang

Nur eine Liste - Siobhan Vivian

Nur eine Liste
von Siobhan Vivian

Bewertet mit 4 Sternen

Handlung:

Es ist der letzte Montag im September, eine knappe Woche vor Homecoming und dem großen Schulball. Einer Tradition nach wird an der Mount Washington Highschool an diesem Tag “die Liste” veröffentlicht. Eine Liste, die aus jedem der vier Jahrgänge das hübscheste und das hässlichste Mädchen kürt. Dieses Jahr trifft es Danielle, Abby, Candace, Lauren, Sarah, Bridget, Jennifer und Margo und die ganze Schule hält gespannt den Atem an: Wie werden es die Verliererinnen der Liste aufnehmen? Wer wird in diesem Jahr die Homecoming Queen? Und wer hat eigentlich in diesem Jahr die Liste verfasst? Steht die Verfasserin gar selbst auf der Liste? Während die Mädchen sich durch diese letzte Woche vor dem Ball quälen, sagt Schulleiterin Colby der Liste den Kampf an.

Eigene Meinung:

“Nur eine Liste” ist auf den ersten Blick ein absolutes Mädchenbuch. Auf dem pinken Umschlag ist auf schwarzem Grund die Liste zu sehen, die dem Buch seinen Namen gibt, im Inneren hingegen ist das Buch sehr schlicht und klar gestaltet. Neben einem “Nachdruck” der Liste findet sich kein weiteres schmückendes Beiwerk im Roman. In geradlinigen Buchstaben und Zahlen werden die einzelnen Kapitel dargestellt – das Buch umfasst dabei eine ganze Schulwoche von Montag bis Freitag, in der sich für die Mädchen auf der Liste alles ändern soll. Der Titel ist dabei sehr gut gewählt. “Es ist doch nur eine Liste….” Dieser Satz wird im Verlauf der Handlung von einigen Personen ausgesprochen und doch entwickelt dieses eine Stück Papier eine unglaubliche Dynamik.

Das Buch hat eine Menge Protagonistinnen, um genau zu sein acht. Ein personaler Erzähler schildert dabei jeden Tag aus der Sicht der acht Mädchen. Der Leser wird somit wie in einem Strudel mit in die Geschichte hinein gerissen und fühlt sich so mitten in der Handlung. Der Gebrauch der Gegenwartsform verstärkt diesen Eindruck noch. Überhaupt ist die Sprache eine sehr schnörkellose, der Zielgruppe angepasst. Der Stil ist einfach, wirkt dadurch aber authentisch und rührt mitunter zu Tränen, wenn zum Beispiel eines der Mädchen beschreibt, dass es sich mit einem gebrochenen Herzen unmöglich einschlafen lässt.

Die acht Mädchen könnten nicht unterschiedlicher sein. Es sind selbstbewusste und schüchterne unter ihnen, Mitläufer und Rebellen, Sportlerinnen und Beautyqueens. Was nun wie ein schnöder, amerikanischer Teenieroman klingt, entwickelt sich jedoch im Verlauf der Handlung zu seiner Geschichte mit Tiefgang, denn so einfach will Siobhan Vivian es ihren Lesern nicht machen. Nicht jedem schönen Mädchen bringt die Liste Glück, nicht jedes hässliche Mädchen stürzt sie ins Unglück und auch die Sympathien verteilt die Autorin geschickt. So manche Highschool-Schönheit ist unter ihrer Maske eiskalt, eine andere ist ebenso gutherzig wie hübsch. Einigen Mädchen gönnt man von Herzen den Platz als Hässlichste auf der Liste, weil sie es zu ihrer Hauptaufgabe gemacht haben, anderen das Leben schwer zu machen. Mit anderen leidet man mit und kann ihren Wunsch, sich nur einmal im Leben schön fühlen zu wollen, gut nachvollziehen.

“Nur eine Liste” hat viele Themen. Natürlich geht es um Liebe und Freundschaft, um Neid und Anerkennung. Doch auch Ernstes wird angesprochen, neben dem offensichtlichen Thema Mobbing. Eines der Mädchen hat beispielsweise mit einer schweren Essstörung zu kämpfen, eine andere hat ihren Vater verloren und wird seitdem von ihrer Mutter völlig vereinnahmt. Eine dritte leidet unter ihrer unglaublich klugen älteren Schwester, weil sie von allen Lehrern immer wieder mit ihr verglichen wird. So hat jedes der Mädchen ihr Päckchen zu tragen – durch die Liste kommen sich manche von ihnen näher, manche entfernen sich noch weiter voneinander. Das Ende lässt sich aufgrund der vielen unterschiedlichen kleinen Handlungsstränge nicht ohne Weiteres beschreiben. Für einige der Mädchen ist die Liste ein Neuanfang, für manche ein Schlag, von dem sie sich nur schwer erholen werden. Es ist ein hoffnungsvolles, aber auch zugleich ein trauriges Ende.

Fazit: ein Jugendroman, der mehr bietet, als es auf den ersten Blick scheint