Rezension

Kann nicht hervorstechen

Gegen das Glück hat das Schicksal keine Chance - Estelle Laure

Gegen das Glück hat das Schicksal keine Chance
von Estelle Laure

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt: Eigentlich hat Lucille Wichtigeres zu tun, als sich ausgerechnet in den vergebenen Zwillingsbruder ihrer besten Freundin zu verlieben. Denn sie hat ein großes Geheimnis: Sie kümmert sich ganz allein um ihre kleine Schwester. Damit man sie ihr nicht wegnimmt, tut Lucille so, als wären ihre Eltern noch da. Sie geht nach der Schule arbeiten, bezahlt Rechnungen – und überlegt sich Ausreden. Von heute auf morgen muss sie erwachsen sein. In diesem Chaos bleibt keine Zeit für große Gefühle – aber wer kann sich schon wehren, wenn die wahre Liebe vor der Tür steht? Denn gegen das Glück hat das Schicksal keine Chance. (Quelle: Klappentext)

Meine Meinung:  Gegen das Glück hat das Schicksal keine Chance ist eines dieser Bücher, die ich in der Vorschau zwar wahrnehme, das allerdings nur flüchtig. Ich bin nicht der größte Fan von zeitgenössischer Jugendliteratur und wenn, dann müssen die Geschichten außergewöhnlich sein und mich berühren. Obwohl Gegen das Glück… mit seinem Cover Aufmerksamkeit erregt, erschien es mir nicht als eines dieser Bücher. Als ich ein Exemplar des Buches jedoch überraschend zugeschickt bekam, setzte ich mich ans Lesen, denn was sind schon 250 Seiten? Ich versuchte unvoreingenommen an das Buch zu gehen und mich voll und ganz auf die Geschichte einzulassen.

Was mir sehr gut gefallen hat, war zum einen der Schreibstil Estelle Laures, zum anderen die Personen im Buch. Nicht nur Lucille und ihre Schwester Wren habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Auch Lucilles beste Freundin Eden und ihr Zwillingsbruder Digby sind toll. Im Verlauf der Handlung tauchen neben diesen vieren auch noch sehr viele andere Charaktere auf, die man beinahe ausnahmelos ins Herz schließt. An ihnen allen haftet etwas ganz besonderes, das sie einzigartig macht, während die auf der anderen Seite hundertprozentig authentisch und direkt aus dem Leben gegriffen sind. Letztendlich waren sie auch der Grund, der mich am Lesen gehalten hat und wegen der tollen Entwicklung, die Lucille durchmacht (und mit ihr alle anderen) musste ich das Buch fertig lesen.

Der Rest hat mir allerdings nicht so gut gefallen. Sprich: Inhalt, Idee, Umsetzung, Ende. Das, was ich schon beim durchlesen der Vorschau vermutet habe, hat sich bewahrheitet. Gegen das Glück… schafft es nicht aus der Masse der Jugendbücher herauszustechen. Es ist zu normal. Zu mittelmäßig. So gemein das auch klingt. Die Geschichte ist eine dieser typischen, die mit dem worst case arbeiten. Lucilles Dad ist in der Psychiatrie und ihre Mom hat sie und ihre Schwester verlassen. Natürlich ohne finanzielle Absicherung und darüber hinaus muss Lucille auch nur noch 6 Monate durchstehen, bis sie 18 ist und das Sorgerecht für ihre kleine Schwester übernehmen darf. Soweit so gut. Die Geschichte ist in Ordnung und mit einer kleinen Besonderheit, hätte man sie sicher sehr interessant gestalten können. Aber dann packt die Autorin noch die unglückliche Liebe zum Zwillingsbruder der besten Freundin hinzu (der natürlich vergeben  ist) und dann passiert in der Geschichte noch ein Unfall, der die ganze Sache noch einmal verschlimmert. Da fragte ich mich: Muss das sein? Ist eine Geschichte nur lesenswert, wenn sich Skandal über Skandal auf nur eine Person entlädt? Nein. Ist sie nicht. Das macht Gegen das Glück… nicht nur mittelmäßig sondern auch ein wenig nervig. Ich mag keine Bücher mehr lesen, in denen Jugendliche todkrank sind und wie durch Zufall genesen und auch keine Bücher, in denen die Protagonistin das volle Programm an Schicksalsschlägen bekommt, die sich am Ende alle wie durch Zauberhand lösen. Zu letzterer Kategorie hat Gegen das Glück hat das Schicksal keine Chance gehört und das ist mein großer Kritikpunkt am Buch.

Bewertung: Gegen das Glück hat das Schicksal keine Chance sieht zwar bezaubernd aus und im Buch verstekcne sich auch ebenso bezaubernde Charaktere, allerdings haben mir die Geschichte und das Ende von dieser gar nicht gefallen. Alles ist überzogen und für meinen Geschmack zu sehr dramatisch. Ich möchte authentische Bücher lesen, in denen die Protagonistin nicht gegen alles und jeden ankämpfen muss und sich am Ende alles wie durch Zauberhand löst.  Genau solch ein Buch ist Gegen das Glück… und deshalb kann es sich nicht aus der breiten Masse an zeitgenössischen Jugendbüchern hervorheben.

Vielen herzlichen Dank an den Fischer Verlag für das überraschende *Rezensionsexemplar.