Rezension

Kein Must-Read, aber gute Unterhaltung

So wie Kupfer und Gold - Jane Nickerson

So wie Kupfer und Gold
von Jane Nickerson

Inhalt:

Boston, 1855: Nach dem Tod ihres Vaters wird die junge Sophia in die Obhut ihres reichen Patenonkels, Monsieur Bernard de Cressac, übergeben. Zuerst lebt sie nur bei ihm, um ihre Familie zu entlasten, doch schnell verfällt sie dem Bann von Reichtum und Charme. Nach einer Weile fragt sie sich aber unwillkürlich, was es mit all seinen Exfrauen auf sich hat und muss sich über das unschickliche Verhalten ihres Vormundes wundern. Richtig gruselig wird es aber erst als sie erfährt, dass alle seine Frauen rothaarig waren - genau wie sie...

 

Die Protagonistin:

Sophia ist ein ziemlich widersprüchlicher Charakter. Die meiste Zeit tritt sie als naives Mädchen auf, das sich von Schönheit, Reichtum und Macht nur zu gerne blenden lässt. Dabei wird sie richtiggehen egoistisch, vergisst sie über ihr eigenes Glück die Armut und Probleme ihrer Familie. Gleichzeitig beweist sie aber auch einen starken Willen und steht für Ideale ein, vorrangig im Bezug auf die Sklaverei, der sie mehr als kritisch gegenüber steht.

 

Eigene Meinung:

"So wie Kupfer und Gold" von Jane Nickerson ist die Märchenadaption zu "Blaubart". Obwohl es als Trilogie angedacht ist, kann man die jeweiligen Adaptionen separat voneinander lesen.

Der Schreibstil ist leichtgängig und flüssig zu lesen. Im Gegensatz zu den meisten Märchen wird hier keine Distanz gewahrt, stattdessen wird das Geschehen aus der Ich-Perspektive der Protagonistin erzählt, wodurch gleich der nötige Bezug zu Stande kommt.

Trotzdem bleiben die Charaktere durch die Bank ziemlich farblos und unnahbar - sogar die Protagonistin! Vor allem bei der Familie ist das schmerzlich aufgefallen, geriet diese doch immer wieder in Vergessenheit und strotze selbst in ihrer Anwesenheit nicht gerade mit Vitalität. Der Antagonist, Monsieur de Cressac, blieb bis zum Ende nur die Figur, die er darstellt.

Die Geschichte überzeugt mit einer Atmosphäre, die bei mir das ein- oder andere Mal eine Gänsehaut verursacht hat. Man ist recht schnell mitten im Geschehen und merkt sofort, dass etwas nicht stimmt, selbst wenn man "Blaubart" nie gelesen hatte. So erging es zumindest mir, habe ich es doch erst bewusst nach "So wie Kupfer und Gold" gelesen. Wer das Ursprungsmärchen nicht kennt, ist dennoch klar im Vorteil, denn über allem schweben die Fragen: was hat er vor? Worauf läuft das hinaus? 
Diese Fragen trieben mich so unerbittlich an, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Dabei hat mich vor allem die subtile Gefahr überzeugt, dass die Bedrohung eher zwischen den Zeilen zu finden war als direkt ausgesprochen zu werden.

Das historische Setting gefiel mir ebenfalls sehr gut. Eine wirklich moderne Märchenadaption könnte diese Stimmung auch gar nicht so gut einfangen, denke ich. Die Sprache, die Gebräuche und auch die Kleidung waren zeitgemäß; das allgegenwärtige Thema "Sklaverei" vermittelte eine gewisse Moral. 

Das Cover finde ich einfach wunderschön und es stellt tatsächlich den Hauptgrund dafür dar, dass dieser Roman mein Interesse geweckt hat. Zusammen mit dem Titel passt es gut zur Geschichte, ohne dabei zu viel zu verraten. 

 

Fazit:

Jane Nickersons "So wie Kupfer und Gold" ist eine unterhaltsame Lektüre, die mit einer tollen Atmosphäre und einem interessanten Setting überzeugt. Ihr toller Schreibstil und die subtile Bedrohung, die sie damit kreiiert, machen diesen Roman zu einem Pageturner. Flache Charaktere und eine gewisse Vorhersehbarkeit schmälern zwar nicht unbedingt das Lesevergnügen, zeichnen diesen etwas anderen Trilogieauftakt aber nicht gerade aus. Alles in allem bietet diese Adaption des Märchens "Blaubart" gute Unterhaltung, ist aber nicht unbedingt ein Must-Read - 4/5 Bücher!