Rezension

Düster und märchenhaft schön

So wie Kupfer und Gold - Jane Nickerson

So wie Kupfer und Gold
von Jane Nickerson

Bewertet mit 4 Sternen

Nach dem Tod ihres Vaters verändert sich Sophias Leben von Grund auf. Um die finanzielle Situation ihrer Familie zu verbessern, muss sie ihre Heimatstadt Boston verlassen und endlich den Mann kennenlernen, der ihr gesamtes Leben aus der Ferne beobachtet hat. Auch wenn Sophia ihm noch nie begegnet ist, hatte er einen großen Anteil an ihrem Leben und sie durfte dank seiner großzügigen Geschenke viele Annehmlichkeiten, die sonst nur einer gut betuchten Gesellschaft vorbehalten sind, genießen. Sophia soll von nun an bei ihrem Patenonkel auf einer prächtigen Plantage in den Südstaaten leben. Trotz der Trauer um ihren Vater macht sie sich voller Neugier auf den Weg in eine neue und unbekannte und luxuriöse Welt. Als Sophia die Plantage erreicht, ist sie überwältigt von der Schönheit des Anwesens und ihrem attraktiven Patenonkel, der ihr wie ein perfekter Gentleman erscheint. Dieser schöne Schein trügt, denn mit jedem Tag kommen sich die beiden näher und Sophia muss erkennen, dass diese attraktive Fassade eine sehr dunkle Seite verbirgt und mit ihr ein düsteres Geheimnis.
Schon sehr viele Autoren haben in der Vergangenheit die Geschichte von Blaubart erzählt. Jetzt hat sich Jane Nickerson an Blaubart herangewagt und ihn aus seiner ursprünglichen Heimat in das 19. Jahrhundert in Mississippi eingefügt. Und mit ihm ein prunkvolles Anwesen mit einem wunderschönen Haus, das trotz aller Schönheit einem furchtbaren Gefängnis gleicht. Ich bin froh, dass ich die Geschichte von Blaubart vorher nicht kannte, wohlmöglich wäre die Geschichte sonst zu vorhersehbar gewesen.
Das historische Setting des 19. Jahrhunderts hat mich durchaus angesprochen. Allerdings erlebte ich es nur als kleine Bruchstücke neben der Handlung zwischen den beiden Hauptprotagonisten. Mir fehlte die passende Stimmung der damaligen Zeit in Mississippi.
Mit einem langsamen Tempo beginnt die Geschichte und man muss schon ein geduldiger Leser sein, um Sophias Erzählungen zu folgen. Die Handlung findet hauptsächliche auf dem Anwesen statt und verbirgt keine großen Überraschungen. Allerdings gefiel mir der Erzählstil der Autorin, auch wenn die Sprache nicht durchgehend zu der damaligen Zeit passte. Anfangs war ich wie Sophia, berauscht von dem luxuriösen Leben und den prachtvollen Kleidern, die förmlich vor meinem inneren Auge Form annahmen.
Irgendwann erging es mir jedoch ähnlich wie Sophia selbst: Ich wurde dieses Lebens und der schönen Kleider überdrüssig und wollte mit ihr ausbrechen, um das wahre Leben zu spüren.
Sophia passte wunderbar in diese pompöse Kulisse, auch wenn ich sie anfangs wie eine kleine Marionette empfunden habe, die mit einer großen Portion Naivität und einer sehr oberflächlichen Betrachtungsweise in die Südstaaten aufbricht. Anfangs fällt ihr vor lauter Luxus gar nicht auf, dass sie wie ein kleiner Vogel in einem goldenen Käfig gehalten wird. Im Laufe der Geschichte macht Sophia eine großartige Entwicklung durch und legt viele von ihren gewohnten Eigenschaften ab. Die schillerndste Figur in diesem Jugendbuch ist eindeutig Sophias geheimnisvoller Patenonkel. Es ist erstaunlich, welche wunderschöne Fassade ihn umgibt. Nur zu gut konnte ich verstehen, dass ein 17-jähriges Mädchen seinem charmanten Wesen erliegt. Faszinierend war es, zu beobachten, wie diese Fassade langsam Risse bekam und abbröckelte.

Jane Nickerson hat mit „So wie Kupfer und Gold“ ein märchenhaftes aber auch düsteres Jugendbuch geschrieben, das geduldige Leser durchaus verzaubern kann.

Kommentare

jasimaus123 kommentierte am 16. Oktober 2013 um 19:00

Ich hab schon einige gute Rezensionen zu dem Buch gesehen und daher möchte ich es auf jeden Fall irgendwann lesen. Wirklich eine tolle Rezension (:

Lg. Jasi