Rezension

Klasse Sci-Fi-Thriller

Hologrammatica
von Tom Hillenbrand

Bewertet mit 5 Sternen

Respekt! Sich solch eine komplexe Zukunftsvision auszudenken, eine Welt erschaffen, wie sie in 70 Jahren vielleicht einmal aussehen könnte und dabei noch eine Handlung vorantreiben und die Spannung aufrechterhalten - das erfordert schon einiges an Fantasie und Kreativität und zeugt von handwerklichem Geschick des Autors.

Eigentlich soll Galahad Singh als Privatdetektiv nur eine verschwundene Programmiererin ausfindig machen, ein Fall von vielen, die er in seinem Beruf bekommt. Doch dieser Fall verlangt einiges von ihm ab. Nicht nur, dass er erkennen muss, dass sein neuer Lover wohl nicht zufällig in seinem Bett gelandet ist, sondern ebenfalls auf der Suche nach der Programmierin Juliette Perotte ist, Galahad Singh muss es außerdem mit extrem finsteren Gesellen aufnehmen, die ihm an den Kragen wollen.

Tom Hillenbrand entführt uns in eine Welt der nahen Zukunft, ins Jahr 2088, wo die Klimaveränderung bereits weit vorangeschritten ist. Viele Teile der Erde sind aufgrund der unerträglichen Hitze unbewohnbar geworden. Die Hälfte der Menschheit, die nach einer Pandemie übrig geblieben ist, hat sich neue Siedlungsgebiete erschlossen.
Der technische Fortschritt ermöglicht es den Menschen, digitale Gehirne in menschliche Körper, sogenannte Gefäße, zu transferieren, wo sie dann bis zu 21 Tagen überleben können bevor sie wieder in den Stammkörper zurück müssen. Das weltweite Holonet läßt Oberflächen verschönern, überdecken oder ganz verschwinden. Bodenschätze können im All auf einem Asterioidengürtel abgebaut werden und auf der arabischen Halbinsel werden künstliche Bäume gepflanzt, die eine vielfache Menge an CO2 umwandeln können als die uns bekannten natürlichen Bäume.

Ich bin schnell in die Geschichte um Galahad Singh eingetaucht, die Hauptfigur war mir mit ihren menschlichen Schwächen, mit ihrem tragischen familiären Hintergrund, ihren Depressionen und Wunsch nach emotionaler Nähe sympathisch.
Die fiktiven Fachbegriffe im Buch wirken erst einmal etwas verwirrend, werden jedoch später gut erklärt. Es gibt im Anhang sogar ein paar Seiten mit Begriffsdefinitionen zum nachschlagen.
Die Geschichte mit ihrer flüssigen Erzählweise, ihrem Tempo, der Kreativität und ihrer Spannung hat mich überzeugt. Klasse!