Rezension

Kleingartenidyll

Morgenluft -

Morgenluft
von Ulla Mothes

Bewertet mit 4 Sternen

Eine Kleingartenanlage, ganz idyllisch in einer Flussschleife gelegen, soll einem anonymen Wohnblock weichen. Doch die betroffenen Hobbygärtner lassen sich nicht so einfach enteignen und sagen gemeinsam der Stadtverwaltung den Kampf an. Bis kurz vor der Entscheidung eine unbekannte, junge Frau in der Kolonie auftaucht. Sie nistet sich eigenständig in die, auf Grund eines Todesfalls, leerstehende Laube ein. Ihren neuen Nachbarn erklärt sie, dass sie gerade ihre Beziehung und somit auch die Wohnung verloren habe. Da sie Architektin sei und von dem freien Garten wusste, möchte sie nun hier bleiben. Als Gegenleistung will sie den Gartenbesitzern bei ihrer Wiederstandsaktion helfen. Die anfängliche Begeisterung ihrer neuen Nachbarn schlägt allerdings schnell in Misstrauen um. Was hat das plötzliche Auftauchen der jungen Architektin wirklich zu bedeuten? Will Sie das Enteignungsverfahren der Stadt etwa in Wirklichkeit noch vorantreiben? Doch es gilt nicht nur gegenüber der Fremden vorsichtig zu sein, auch die anderen Anwohner haben so ihre Geheimnisse, die sie lieber für sich behalten möchten.

Ulla Mothes stellt in ihrem Buch eine Kleinartenidylle dar, die es in sich hat. Zunächst ist man ja der Meinung, dass sich dort lauter freundliche und friedliche Kleingärtner= kleinbürgerlich aufhalten. Doch dem ist nicht so. Jeder der Protagonisten ist von der Autorin mit einer ziemlich vielschichtigen Persönlichkeit ausgestattet worden. Erst im Laufe des Romans erfährt man dazu mehr. Die Geschichte hat mich ein bisschen an Juli Zehs Roman „UnterLeuten“ erinnert. Eine bestehende Gemeinschaft, mit unterschiedlichen Charakteren, die man eine gewisse Zeit lang begleitet. Ich finde in der Geschichte entwickelt sich eine ganz eigene Dynamik, der ich mich nicht entziehen konnte. Ich wollte einfach wissen, wie es weiter bzw. wie es dem jeweiligen Protagonisten noch so ergeht. Man begleitet die Figuren bei der Entwicklung ihrer individuellen Zukunftsperspektive und kann sehen, wie sie sich dadurch persönlich weiter entwickeln. Nachdem allerdings klar ist, welche Strategie Lu so verfolgt, plätschert der Roman einige Seiten so dahin. Das hat mir nicht gefallen. Auch endet die Geschichte etwas zu locker flockig. Aber gut, es ist ja auch Sommer und es muss nicht immer alles hoch dramatisch sein.

Fazit:

Nicht alle Kleingartenbewohner sind „kleinbürgerlich“. Eine Gemeinschaft die so einiges in Bewegung versetzt.