Rezension

Komplett unerwartetes Ende, aber ich empfand etliche Längen und mir war Vieles zu verkopft

Anna O. -

Anna O.
von Matthew Blake

Bewertet mit 2 Sternen

Dieses Buch entdeckte ich bei NetGalley. Da es als Spannungsroman angekündigt war, der die Leser um den Schlaf bringen würde und ich den Klappentext mit der Thematik zu im Schlaf verübten Verbrechen sehr interessant fand, fragte ich ein Rezensionsexemplar an und freute mich, es noch vor dem Erscheinungstermin auf meinem Kindle lesen zu können.

Ben - Dr. Benedict Prince - ist forensischer Psychologe und Schlafexperte. Eines nachts wird er von seiner Vorgesetzten in die Schlafklinik „The Abbey“ gerufen. Dorthin hat das Justizministerium in aller Heimlichkeit die berühmteste Mordverdächtige des Landes bringen lassen. Die inzwischen neunundzwanzigjährige Anna Ogilvy wurde vor vier Jahren auf einer Farm neben den erstochenen Leichen ihrer besten Freunde gefunden. In ihrer Hand ein Küchenmesser, ihre Kleidung blutverschmiert und sie selbst in einem Zustand des Tiefschlafs, aus dem sie seitdem niemand wach bekam.

Dass Anna die Morde begangen hat, bezweifelt niemand. Es sieht jedoch so aus, als ob sie dabei geschlafwandelt hätte und an der Frage, ob sie so wirklich schuldig ist, scheiden sich die Geister. Damit der jungen Frau überhaupt ein Gerichtsprozess gemacht werden kann, muss sie diesen bewusst wahrnehmen können. Deshalb und weil Ben kürzlich ein Buch veröffentlichte, in dem er eine Theorie zur Heilung des Resignationssyndroms veröffentlichte, erhält Ben den geheimen Auftrag, sie zu wecken. Allerdings wird er dabei nicht nur von der Behörde beobachtet…

Um den Schlaf gebracht hat mich dieses Buch nicht. Und auch von der Thematik, die mich so sehr reizte, bekam ich letztendlich nicht das, was ich mir nach dem Lesen des Klappentextes davon erhofft hatte. Ich merkte zwar, dass der Autor tatsächlich viel zu Verbrechen, die (angeblich) im Schlaf verübt wurden, recherchiert hatte, aber ein Spannungsroman, war dieses Buch für mich nicht. Ich las es nur bis zum Ende, weil ich wissen wollte, was in der Nacht auf der Farm wirklich passiert ist. Zwischenrein musste ich aber ziemlich viele Lesepausen einlegen, weil ich häufig Längen empfand und mir vieles zu theoretisch und verkopft war.

Den Schreibstil empfand ich als ziemlich gewöhnungsbedürftig. Erzählt wird die Geschichte in verschiedenen Handlungssträngen. Teils in der Gegenwart, teils in der Vergangenheit, mit wechselnden Perspektiven und Erzählformen. Am häufigsten kommt Ben als Ich-Erzähler zu Wort. Wirklich sympathisch wurde er mir nicht. Ich las zwar, dass er seine Familie verloren hatte und vom Fall Anna O. so besessen war, dass er nicht aufhören konnte, sich damit zu beschäftigen, verstand aber nicht so richtig warum, weil ich mich in ihn einfach nicht richtig einfühlen konnte.

So begriff ich auch nicht, warum er, während er die Farm und den Wald besichtigt, eine gedankliche 180° Wendung in Bezug auf Anna macht, obwohl es ganz offensichtlich Harriet war, mit der etwas überhaupt nicht stimmt. Auch den panischen Anruf seiner Chefin mit sehr präzisen Anweisungen an ihn konnte ich nicht einordnen. Bei dem zuvor Geschriebenen war mir zwar bewusst, dass sie etwas sehr Wichtiges entdeckt hatte und in großer Gefahr war, der Anruf passte für mich aber gar nicht ins Bild. Am interessantesten lasen sich für mich die Passagen aus Annas Notizbuch, die ebenfalls in der ersten Person verfasst waren.

Die Wendungen in der Geschichte wirkten auf mich dennoch allesamt sehr zurecht konstruiert und nicht wirklich schlüssig. Das Ende kam für mich dann zwar tatsächlich komplett unerwartet, aber spannungstechnisch verpuffte diese Auflösung bei mir trotzdem, weil die meiner Meinung nach dafür noch wichtigen Charaktere damit gar nicht konfrontiert wurden. Insgesamt bin ich von diesem Buch sehr enttäuscht und wirklich weiterempfehlen möchte ich es nicht.