Rezension

Komplexe Sprache

Auf Erden sind wir kurz grandios - Ocean Vuong

Auf Erden sind wir kurz grandios
von Ocean Vuong

Bewertet mit 3 Sternen

Little Dog wächst als Sohn einer vietnamesischen Einwandererfamilie zusammen mit Mutter und Großmutter in den USA auf. Die Mutter ist Analphabetin, und doch ist das gesamte Buch als Brief an sie konzipiert. Als Protagonist beschreibt Little Dog in ich-Form fragmentarisch auserwählte Erlebnisse seines Lebens, und zwar mit scharfer Beobachtungsgabe und in sanften Worten. Vuong ist selbst mit zwei Jahren nach Amerika immigriert, schreibt in seinem Debütroman daher autofiktional über die Lasten des Lebens in der Fremde, thematisiert Heimatlosigkeit, Identität, Familie und Liebe, spannt einen Zeitbogen von Kindheit bis ins junge Erwachsenenalter.

Ich tu mich ein wenig schwer mit einer Bewertung, da mich der Roman gespalten zurücklässt. Es war mir sprachlich oft "zu viel", zu ausgetüftelt, die Schachtelsätze "zu gewollt", sodass ich mich nicht ganz auf die Geschichte einlassen konnte - und leider habe ich dann gedanklich oft einfach abgeschaltet. Ich verstehe die Lobeshymnen durchaus, Vuongs Sprache ist beeindruckend und besitzt hohen Wiedererkennungswert, aber für mich besitzt ein guter Roman eben auch "mehr" als eine schöne Sprache. Mir wird das Buch also insgesamt als ein eher mühsames Leseerlebnis in Erinnerung bleiben, das zwischendurch leider manchmal langweilig und mir einfach zu wirr geflochten war. Wer jedoch ein sprachlich komplexes Erlebnis sucht, die Sprache über den Inhalt stellen kann und diese wirklich hohe Sprachkunst zu schätzen weiß, wird hier einen kleinen Schatz finden.