Rezension

konnte nicht vollständig überzeugen

Am Abend des Mordes - Håkan Nesser

Am Abend des Mordes
von Håkan Nesser

Bewertet mit 4 Sternen

Inspektor Barbarroti kommt nach dem Tod seiner Frau wieder zurück zur Arbeit und wird zunächst nicht in die aktuellen Ermittlungen einbezogen. Um sich in seiner Trauerphase wieder einzufinden, wird ihm ein unaufgeklärter, 5 Jahre alter Fall zugewiesen. Ein Elektriker, der allerdings mit einer Mörderin liiert war, verschwand spurlos. Barbarotti beginnt mit der Ermittlung und entdeckt immer mehr Widersprüche...

Die Geschichte ist von Beginn an packend. Durch den emotionalen Einstieg bekommt der Leser direkt eine Verbindung zu Barbarotti und kann sich danach auf eine spannende Spurensuche mit ihm begeben. Die Ermittlungen verlaufen in viele verschiedene Richtungen, da Barbarroti zunächst keinen Ansatzpunkt hat, sodass sich im Verlauf viele offene Fragen und Vermutungen ergeben, die die Spannung konstant hoch halten. Überraschende Wendungen und unerwartete Ereignisse führen Polizist und Leser immer wieder in neue Richtungen, bevor die Ermittlungen mit interessanten Ergebnissen abgeschlossen werden können.

Gunnar Barbarotti ist ein Charakter, der einem, wie bereits erwähnt, direkt sympathisch ist. Nicht nur in seiner Polizeiarbeit kann der Leser ihn begleiten, sondern auch in seiner Trauer und der daraus resultierenden persönlichen Entwicklung.
Etwas zu viel Raum nahm mir allerdings Barbarottis Beschäftigung mit seinem Glauben und der Bibel ein. Für mich als nicht religiösen Menschen war dies etwas viel und übertrieben – er spricht mit (nicht zu!) Gott und seiner verstorbenen Frau, wobei diese ihm Ereignisse exakt voraussagen.

Besonders interessant wird der Roman durch die Rückblicke in die Vergangenheit zu dem ersten Mordfall. Der Leser erhält einen Einblick in die damaligen Verhältnisse, was bereits von Beginn an ein neues Bild auf den eigentlich aufgeklärten Fall wirft. Zum Ende hin Verlaufen Vergangenheit und Gegenwart immer mehr ineinander und so gut wie alle offenen Fragen werden geklärt.

Das Ende ist vor allem offenen in Bezug auf Barbarottis weitere persönliche Entwicklung, aber auch bezüglich der Ermittlungen gibt es wenigstens eine offene Frage, die für mich zu unzureichend beantwortet wird.
Barbarotti trifft im Verlauf des Buches verschiedene Personen und teilweise hängen diese mit früheren Ermittlungen zusammen. Diese Treffen wirken teils sehr konstruiert und gezwungen und helfen im aktuellen Geschehen nicht weiter, vielleicht fehlt mir aber auch einfach der nötige Bezug, da ich die vorherigen Fälle nicht kenne.
Aufgrund dieser beiden Punkte (plus meinem Problem mit der Religion) ziehe ich einen Stern ab. Ansonsten ist „Am Abend des Mordes“ ein spannender Krimi, der sich aufgrund des flüssigen Schreibstils und der angenehm bildhaften Sprache leicht lesen lässt.