Rezension

Schuld und Sühne - jeder bekommt was er verdient

Am Abend des Mordes - Håkan Nesser

Am Abend des Mordes
von Håkan Nesser

Bewertet mit 3 Sternen

"Am Abend des Mordes" ist der erste Roman von Hakan Nesser, den ich gelesen habe, ich kenne also die Vorgängerromane um Barbarotti und seiner Kollegin Backman nicht.

Inspektor Barbarotti befindet sich in tiefer Trauer, denn seine geliebte Ehefrau Marianne ist tot, gestorben im Schlaf an einem Aneurysma. Nach kurzer Arbeitspause macht sich Gunnar dann aber doch wieder auf ins Präsidium, denn Arbeit lenkt ab. Doch Barbarotti wird nicht mit dem brisanten Fall um den Tod des Schwedendemokraten Raymond Fängström betraut, sondern soll sich um die Aufklärung eines ungeklärten Falls kümmern, der vor fünf Jahren stattfand. Soll das etwa Beschäftigungstherapie für ihn sein? Doch Barbarotti wäre nicht Barbarotti, wenn er nicht trotzdem den Fall untersucht und dabei auch langsam aber sicher fündig wird. Kann er den Fall klären? Und vor allem warum hat sein Chef ihm diese Aufgabe zugeteilt?

Also ich kann nur sagen, dass es sich hierbei nicht um einen klassischen Krimi handelt, sondern eher um einen Roman, der von einem trauernden Polizisten handelt, der nebenbei einen Fall lösen muss. Das Buch beschreibt in zwei Handlungssträngen das Geschehen. Zum einen begleiten wir Gunnar bei seiner Recherche und seinen Entdeckungen in der Gegenwart. Zum anderen gleiten wir in die Zeit zurück als die beiden mysteriösen Fälle stattfanden und begleiten die an den Morden beteiligten Personen. Die Schilderungen um das Mordgeschehen und die Gründe dafür gefielen mir noch gut und konnten mich fesseln. Die Ermittlungen und das Leben von Barbarotti sagten mir jedoch nicht so recht zu, da die Handlung hier einige Längen aufweist. Barbarotti befindet sich auch nicht zu hundert Prozent im hier und jetzt, denn er erlebt Begegnungen mit seiner toten Frau und Gott, was mich doch eher verwirrte. Der zweite erwähnte Fall, der von Kollegin Backman bearbeitet wird, hat rein gar nichts mit der restlichen Handlung zu tun und wird nur am Rande erwähnt. Ich frage mich allerdings wozu die Erwähnung des Falls überhaupt diente, denn eigentlich stört dieser die restliche Handlung nur statt sie zu stützen.

Ich empfand den ganzen Roman eher als eine Geschichte über Trauerbewältigung und die bedrückende Stimmung zieht auch den Leser irgendwie negativ mit, so ging es zumindest mir. Auch dass der Fall nicht so richtig aufgeklärt wurde, konnte mir nicht so recht gefallen. Das Ende war teils überraschend, teils auch etwas zu weit hergeholt, zumindest erschien mir der Grund, warum Gunnar die Fälle überprüfen sollte doch sehr aus der Luft gegriffen.

Fazit: Ein solider Roman, der bestimmt für Barbarotti Fans ein Muss ist. Ich hatte jedoch einen spannenden Krimi erwartet und war dann doch ein bisschen enttäuscht, da mir die Ermittlerarbeit allein nicht ausreicht, um einen guten Krimi auszuzeichnen. Daher kann ich das Buch nur bedingt empfehlen.