Rezension

Kotaro Isaka - Bullet Train

Bullet Train -

Bullet Train
von Kotaro Isaka

Bewertet mit 4 Sternen

Der berühmte Shinkansen, von Tokio unterwegs nach Morioka. An Bord gleich mehrere Mörder, alle mit unterschiedlichen Missionen: Lemon und Tangerine, die den Sohn des großen Unterweltbosses Minegishi und einen Koffer bewachen und heil ans Ziel befördern sollen. Kimura, der mental völlig durch den Wind Rache für seinen im Koma liegenden Sohn sucht. Der Prinz, eigentlich noch viel zu jung für das, was er vorhat. Und zu guter Letzt Nanao, der vom Pech verfolgt wird und diesen Auftrag auch nur widerwillig angenommen hat, obwohl es so einfach klang. Am Ende sind gleich mehrere Opfer zu beklagen, der Tatort ein heilloses Chaos, den die Ermittler beim besten Willen nicht überblicken können, denn was sich an Bord zugetragen hat, ist auch jenseits aller Vorstellungskraft.

 

Kotaro Isaka hat Jura studiert und als Systemingenieur gearbeitet, bevor er sich dem Schreiben zugewandt hat. Inzwischen gilt er als einer der besten Krimiautoren seiner japanischen Heimat und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. „Bullet Train“ erschien dort bereits 2010, jetzt erstmals in deutscher Übersetzung. Auch wenn hier eine ganze Horde von Mördern in schlechter Absicht unterwegs ist, ist der Roman keineswegs ein klassischer Thriller, denn das, was mich tatsächlich am meisten begeistern konnte, waren der feinsinnige Witz und die pointierten Dialoge, die mich immer wieder schmunzeln ließen.

 

Der Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen wird im Englischen auch als „Bullet Train“ bezeichnet, was dem Titel eine doppeldeutige Bezeichnung verleiht, denn natürlich werden gleich mehrere Kugeln abgefeuert, wie man sich bei derart vielen Mördern unter den Reisenden vorstellen kann. Sie alle haben eine Mission, deren Erfüllung zunächst nicht weiter kompliziert scheint, durch die Anwesenheit der Kollegen jedoch erheblich gestört wird.

 

Der schwarze Humor, mit dem der Autor seine Figuren liebevoll begleitet und sie so gar nicht dem gängigen Bild eines abgebrühten Auftragskillers entsprechen lässt, ist zweifelsohne das Highlight des Romans. Die Verkettung unglücklicher Fügungen lässt die Handlung bisweilen fast absurd wirken, Kotaro Isaka fängt sie jedoch immer wieder ein und schafft es weit mehr als einmal, den Leser mit einer neuen Wendung zu überraschen.

 

In der Literatur findet man nicht leicht Vergleichbares, am ehesten hat mich die Handlung an einen Film von Quentin Tarantino oder der Coen Brüder erinnert, weshalb die angekündigte Verfilmung auch nicht weiter verwundert und sicherlich bei der Besetzung mit Brad Pitt, Sandra Bullock und Lady Gaga ebenfalls überzeugen dürfte.