Rezension

Kriminalfall in Köln anno 260

Verrat in Colonia -

Verrat in Colonia
von Maria W. Peter

Bewertet mit 5 Sternen

„...Sei vorsichtig! Hier stimmt etwas nicht. Ich rieche es, wenn Verrat in der Luft liegt, und in dieser Provinz stinkt es ganz gewaltig...“

 

Diese Worte, die der germanische Sklave zu Invita sagt, sollten sich bald als wahr erweisen. Doch dem war einiges vorausgegangen.

Wir schreiben das Jahr 260. Invita war mit ihrer Herrin Marcella von dessen Vater nach Colonia (Köln) geschickt wurden. Flavus sollte sie begleiten. Sie gehören zum Tross des Finanzprocurators. Schon unterwegs gab es den ersten Überfall. Glücklicherweise war Centurio Mucius Longinus mit seinen Soldaten rechtzeitig zur Stelle gewesen.

Die Autorin hat erneut einen spannenden historischen Krimi geschrieben. Die Geschichte wird von Invita erzählt. Invita ist nicht nur Marcellas persönliche Sklavin, sondern auch deren Vertraute. Außerdem hat sie gegebenenfalls eine ziemlich spitze Zunge.

Angekommen in Colonia vereinbaren Invita und Flavus ein Treffen in den Baderäumen, denn beides sind auch ein Paar. Dort findet Flavus einen schwer verletzten Mann. Damit nimmt das Unglück seinen Lauf. Der Mann stirbt und Flavus wird verhaftet.

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Die verwendeten historischen Begriffe geben der Geschichte ihre Authentizität. Erläutert werden sie in einem Glossar im Anhang.

Sehr anschaulich wird die antike Stadt beschrieben. Hier haben sich nicht nur in der Architektur viele römische Eigenheiten durchgesetzt. So verfügt die Stadt über ein unterirdische Kanalsystem für Abwässer.

Bei der Beisetzung des Toten kommen Invita ernste Gedanken.

 

„...Und nicht zum ersten Mal fragte ich mich, ob es von Bedeutung war, auf welche Art die sterblichen Überreste eines Menschen zu Grabe getragen wurden und wer dabei zugegen war...“

 

Man könnte es in unserer heutigen Sprache auch anders formulieren: Gelten die gravierende Unterschiede in der damaligen Gesellschaft nach dem Tode weiter?

Mucius Longinus wird mit der Untersuchung des Mordes beauftragt. Das aber genügt Invita nicht. Sie stellt selbst Ermittlungen an. Dabei nutzt sie bei ihren Fragen raffiniert die Schwächen ihrer Mitmenschen aus. So gelingt es ihr, sie zum Sprechen zu bringen. Dass sie dabei selbst in Gefahr ist, ignoriert sie gekonnt.

Doch die Stadt hat mittlerweile ein weiteres Problem. Der Kaiser hat seinen Sohn als Statthalter eingesetzt. Der kennt nur Vergnügungen und schert sich einen Dreck um die Einwohner. Als der frühere Stadthalter Postumus mit einem Heer vor den Mauern steht, spitzt sich die Situation zu. Hunger und Pest zermürben die Bevölkerung. Und ein Herrscher, der unter Druck ist, reagiert irrational. Das gilt ebenso für den Kaisersohn. Überall sieht er Verrat und Intrige.

Marcella ist Christin. Das ist nicht ungefährlich. Doch sie ist sich nicht zu schade, selbst Hand anzulegen bei der Versorgung der Kranken und Siechen.

 

„...Es gibt Dinge, die es wert sind, etwas für sie zu riskieren, oder?...“

 

Die Autorin lässt viel Raum für die Emotionen ihrer Protagonisten. Und sie ist in der Lage, sie sehr bildhaft mit Metaphern darzustellen.

 

„...Die Traurigkeit in seinen Augen schien sich in einen unendlichen See zu verwandelt zu haben, der jeden, der ihm zu nahe kam, unbarmherzig in die Tiefe ziehen würde...“

 

Das Buch zeugt von ausführlicher Recherche der Autorin. Ein großer Teil der handelnden Personen sind historisch verbürgt. Das gilt auch für die Belagerung der Stadt.

Natürlich gibt es auch ruhige und besinnliche Momente:

 

„...Es gibt nichts Beeindruckenderes als einen Sonnenaufgang über dem Rheintal, wenn das ganze Land in gleißendes Gold getaucht wird...“

 

Natürlich wird am Ende der Fall gelöst. Wie in einem guten Krimi wartet dabei eine handfeste Überraschung auf den Leser.

Ein ausführliches Nachwort trennt Fakten von Fiktion. Ein Personenverzeichnis und Reisetipps zu antiken Stätten in Deutschland ergänzen das Buch.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich mag die Protagonisten mit ihren Ecken und Kanten.