Rezension

Leichter, seichter Familienroman

Rückwärtswalzer - Vea Kaiser

Rückwärtswalzer
von Vea Kaiser

Bewertet mit 3.5 Sternen

Onkel Willi ist gestorben und möchte in seiner Heimat Montenegro beerdigt werden. Leider sind seine Frau, Schwägerinnen und Neffe pleite, also müssen sie sich auf einen Roadtrip begeben und ihn über die Grenzen schmuggeln.

In Lorenz´ einunddreißigjährigem Leben läuft alles schief. Kein Engagement mehr als Schauspieler, die Freundin betrügt ihn und macht dann Schluss. Außerdem ist er kaufsüchtig und hochverschuldet. Schließlich muss er zu seinen Tanten ziehen, die ihn großzügig bemuttern und mästen. Und dann liegt sein bester Kumpel Onkel Willi plötzlich tot neben ihm. Willis letzter Wunsch: Er möchte zurück in die Heimat nach Montenegro, da er seiner Freundin Fanny versprochen hat, sie niemals im Dunkeln alleine zu lassen...

"Oder die Manen der Familie Prischinger": Als Leser erfährt man die ganze Dramaseite der Familie Prischinger: Schicksalsschläge, Familienauseinandertreibungen, Geheimnisse... So ist Nenerl, der jüngste Bruder der Schwestern Prischinger als Kind umgekommen. Niemand redet darüber und da liegt der wunde Punkt, der aus ihnen machte, was sie sind. Jetzt kömnte man sagen "Blut ist dicker als Wasser", aber es heißt hier: "Niemand wird zurückgelassen!"

Mit lockeren Humor erzählt Kaiser wieder einmal eine Familiengeschichte über mehrere Generationen, deckt dunkle Geheimnisse und komische Eigenarten auf. Wieder findet sie viele interessante Themen, die großes Potential haben Spannung aufzubauen, aber... schon wieder baut sie diese nicht aus. Die Szenen finden keinen Tiefgang. So plänkelt die Geschichte und vor allem der Roadtrip so vor sich hin. Der Bezug zur griechischen Antike bzw. Mythologie ist diesmal ebenfalls nicht gut eingebunden. Die Manen spielen keine Rolle. Man weiß, dass es der Nenerl sein soll oder Onkel Willi, der die Geschwister und Familien wieder miteinander versöhnen soll und sie von ihrem Trauma befreien soll, aber das steht an keiner Stelle des Buches. Schade!!! Und die Beerdigung in Montenegro, die im Mittelpunkt stehen sollte...- tja, da erfährt der Leser eigentlich fast nichts.

Außerdem hat man das Gefühl, dass hier viele Szenen aus den anderen Bücher von Kaiser aneinandergefügt worden sind. Auch die Würmer kommen diesmal nicht zu kurz. Tupperware geht immer. - Wenn man seine Ruhe haben will, gebe man den Anwesenden einfach genug zu essen.

Neu: alle möglichen Öko-Emanzo-Trendthemen wurden eingebaut, doch in extremer Form über viele Jahrzehnte hinweg. Dabei merkt man, dass viele dieser Gedanken aus der Gegenwart stammen.-- Einige Stellen wirken aus den typischen Österreich-Krimis entnommen.

Die Figuren sind komisch. Doch nur Tante Wetti ist wirklich interessant, von ihr würde man so gerne mehr erfahren. Sie hat einen eigenen Kopf mit eigenen Ideen. Auch durch ihre Sprache setzt sie sich von den anderen Figuren ab. Und so wirkt sie menschlich.

 

Für alle Leser geeignet, die einfach mal gut unterhalten werden wollen, und ab und zu auch mal Flachwitze mögen.

Kommentare

Sursulapitschi kommentierte am 19. August 2019 um 19:31

Flachwitze, das Wort hätte mir einfallen sollen. :-)

wandagreen kommentierte am 19. August 2019 um 19:34

Wir haben die Lesa mit unserer Kritik eventuell angesteckt! Sie hat natürlich die Lektüre der anderen Bücher uns voraus.

Well done, Lesa.