Rezension

Leise Töne mit atmosphärischer Dichte!

Teardrop
von Lauren Kate

Bewertet mit 4 Sternen

"Wir müssen am Anfang beginnen, an einem Ort, der lange aufgehört hat, zu existieren. Wo wir enden sollen... nun, wer kann das Ende kennen, ehe das letzte Wort geschrieben wurde? Mit dem letzten Wort könnte sich alles ändern."
[S. 220]

Inhalt:
»Vergieße nie eine einzige Träne!« Dieses Versprechen musste Eureka ihrer Mutter geben und siebzehn Jahre lang hat sie sich daran gehalten. Selbst als ihre Mutter bei einem Autounfall starb. Doch dann trifft sie Ander, einen attraktiven und äußerst mysteriösen Jungen. Er bringt sie so durcheinander, dass sie eine Träne vergießt – und Ander fängt sie mit seiner Fingerspitze auf. Auch er scheint zu wissen, dass Eureka nicht weinen darf. Doch was ist ihr großes Geheimnis? Warum wissen alle anderen davon, nur sie nicht? Und warum verhält sich ihr bester Freund, Brooks, plötzlich so aggressiv ihr gegenüber? Waren sie nicht kurz davor, ein Paar zu werden? Wem kann Eureka noch vertrauen?

Meine Meinung:
Ich glaube für jedes Buch gibt es den richtigen Moment. Vielleicht gefällt einem nicht jede Geschichte, aber manche Worte sind für gewisse Augenblicke im Leben bestimmt und ich weiß nicht, ob es in diesem Fall tatsächlich einfach nur die richtige Zeit war oder ob es die niedrigen Erwartungen waren, mit denen ich an "Teardrop" herangegangen bin - was ich aber auf jeden Fall weiß, ist, dass ich mich ein kleines bisschen in diese sehr ruhige und mystische Geschichte mit der faszinierenden Südstaatenatmosphäre verliebt habe. Die aufregende Mischung aus Kleinstadtkrampf, religiöser High School und Bayou-Sümpfen mit ein bisschen Voodoozauberatmosphäre hat mich - gegen meinen Willen - in seinen Bann gezogen. Mit ihrem leicht poetisch anmutenden und sehr ruhigem Stil erschafft Lauren Kate eine merkwürdig mysteriöse und düstere Stimmung, die den Leser durch die Geschichte begleitet. Hinzu kommt eine originelle Idee und schwupp - schon hatte Lauren Kate mich.

Und das ist tatsächlich etwas, das ich so nicht erwartet hätte. Schließlich hat mich der Auftakt ihrer Engelsreihe mehr als ernüchtert und enttäuscht zurückgelassen. Mit ebenso leisen Tönen ist sicherlich auch "Teardrop" nichts für jede Leser, da tatsächlich relativ wenig geschieht und das, was geschieht, unerwartet und leise vor sich hin plätschert. Wer große Kinoleinwandaction sucht und das Buch bis zur letzten Seite nicht aus der Hand legen können möchte, ist hier wohl definitiv nicht an der richtigen Adresse - für alle jene jedoch, die nach einer irgendwie beeindruckenden und sehr leisen Geschichte suchen, die sich mal mit einem völlig anderen Thema beschäftigt und dieses geschickt in Eurekas Leben einwebt, könnte durchaus seinen Spaß mit der Geschichte haben. Obwohl "Teardrop" im Endeffekt eher wie eine lange Einleitung in die Geschichte wirkt (das Buch ist der Auftakt zu einer Trilogie!), war es genau die Art Buch, die ich gebraucht habe und die mir unerwartet viel zu geben vermocht hat.

Ebenso außergewöhnlich wie die Atmosphäre sind auch die Figuren. Gerade Protagonistin Eureka ist eher schwierig und komplex als durchweg sympathisch, obwohl man sich mit der Zeit gut mit ihr verstehen wird. Ihre Geschichte und ihr Geheimnis, von dem sie selbst nichts weiß, bleibt beinahe bis zu der letzten Seite im Dunkeln (hier ist es vielleicht wirklich ratsam, den Klappentext einfach mal nicht zu lesen, weil man dadurch einfach unvoreingenommener an das Buch rangeht) und entpuppt sich letztendlich als wirklich faszinierend und gut durchdacht. Fantasy gepaart mit Endzeit und Legende ergibt eine atmosphärisch dichte Mischung! Neben Eureka sind aber auch die anderen Figuren interessant gestaltet. Gerade Brooks, Cat und Ander haben mich vom Anfang bis zum Ende mit einigen Wendungen fasziniert und angesprochen - hier kann man wohl wirklich noch über etwaige Konstellationen und Konfrontationen gespannt sein.

Wie bereits erwähnt waren die größten Pluspunkte der Geschichte die Atmosphäre und das Setting mit dem Südstaatenflair, bei dem ich mehr als einmal an "Küss den Frosch" von Disney denken musste. Lauren Kate gelingt es mit Bravour einen interessanten Plot in eine Umgebung zu verpflanzen und punktet durchweg mit Sümpfen und alten Wahrsagerinnen. Gegen Ende nimmt die Geschichte dann auch mehr Fahrt auf, wobei mich die ruhigen Töne eigentlich nicht gestört haben. "Teardrop" ist kein Buch, das man in einer Nacht liest, für mich war es viel mehr eine Geschichte zum Genießen und darin versinken. Ob das nun aber daran lag, dass ich unvoreingenommen und ohne große Erwartungen an die Geschichte heran gegangen bin, oder daran, dass das Buch einfach gut ist (wogegen die vielen negativen Stimmen sprechen würden!) oder tatsächlich einfach daran, dass ich genau den richtigen Moment für diese Geschichte erwischt habe, kann ich wirklich nicht sagen...

Fazit:
"Teardrop" hat mich in einen außergewöhnlichen Bann gezogen und mich entgegen meiner Erwartungen auf Grund schlechter Erfahrungen mit der Autorin durchweg fasziniert. Mit dichter Südstaatenatmosphäre, Sumpf-Voodoo-Zauber und einer gekonnten Mischung aus Fantasy, Legende und Endzeit nimmt Lauren Kate den Leser mit auf eine beeindruckende Reise, die mit leisen Tönen spricht. Kinoaction sucht man vergebens, aber wenn man sich auf die Geschichte einlässt und ihr die Zeit gibt, die sie braucht, kann man von diesem Buch einiges bekommen. Ich bin überrascht und zufrieden und vor allen Dingen froh, dass ich Lauren Kate eine zweite Chance gegeben habe. Unbedingt unvoreingenommen lesen!