Rezension

Unerwartet wenig Fantasyelemente und viele Längen, aber sehr atmosphärisch

Teardrop
von Lauren Kate

Bewertet mit 3.5 Sternen

Nach dem tragischen Tod ihrer Mutter hat sie sich von allen zurückgezogen, doch offen ihren Schmerz gezeigt hat sie nie.
Denn eine einzige Träne von ihr würde grauenvolle Folgen haben.
 
Eureka musste als kleines Kind versprechen, niemals zu weinen, unter gar keinen Umständen. Sie hat dieses Versprechen gehalten, auch als sie ihre geliebte Mom bei einem furchtbaren Ereignis verliert, das sie selbst nur knapp überlebt.
Seitdem wohnt sie bei ihrem Vater und dessen neuer Familie, aber glücklich ist sie dort nicht. Lediglich ihr bester Freund Brooks holt sie immer wieder aus ihrer Lethargie, die sie bereits fast in den Selbstmord getrieben hat.
Aber dann taucht ein seltsamer Fremder auf, der mehr über sie und ihr Geheimnis zu wissen scheint und gleichzeitig verändert sich Brooks auf mysteriöse und sehr aggressive Art und Weise. Und gerade der ominöse Ander offenbart ihr, dass er den Grund dafür kennt.
Kann sie ihm allerdings auch so vertrauen, wie sie es gerne möchte?

 

Als ich die Inhaltsangabe las, dachte ich sofort, dieses Buch muss einfach etwas für mich sein. Es konnte meine Erwartungen in der Hinsicht nicht ganz erfüllen und dennoch hat es mich gut unterhalten.
Diesen zwiespältigen Eindruck hinterlassen schon die Figuren. Eurekas Wesen konnte mich in weiten Teilen sehr überzeugen, da ihre Zurückgezogenheit und die scheinbare Gefühlskälte plausibel begründet erklärt werden. Sie kann sich nicht fallen lassen und über das reden, was sie bewegt, nicht einmal mit ihren Freunden. Zu groß ist die Gefahr, dass sie dann zu weinen beginnt. Nur manchmal erscheint sie mir etwas zu passiv, besonders gegenüber Ander, der wenig preisgibt, obwohl er definitiv mehr weiß, wie schon der Prolog verrät. Dadurch erscheint er oft unheimlich mit seiner ständigen unauffälligen Anwesenheit. Die Liebesgeschichte zwischen den zweien brauchte deswegen seine Zeit, um mich emotional zu packen und zu überzeugen, da der männliche Part sich gar so undurchsichtig gibt.
Die übrigen Charaktere haben mir dagegen sehr gut gefallen in ihrer Gestaltung, allen voran Brooks, Cat und die Zwillinge. Sie machen die Story erst richtig lebendig und ihretwegen fiebert man oft genug auch mit den beiden Protagonisten mit.
 
Der Schreibstil lässt sich wunderbar flüssig lesen und ist gleichzeitig sehr weitschweifig. Das führt anfangs zu gewissen Längen, sorgt aber auch für einen interessantes und anschauliches Südstaatenflair. Man muss sich dabei bewusst sein, dass die Gestaltung des passenden Settings einen großen Platz einnimmt und die übernatürlichen Elemente zuerst rar gesät sind. Das mag viele frustrieren, ich fand es eine gelungene Abwechslung zu den Romanen, die mit Fantasymomenten nur um sich werfen. Denn die Stimmung untermalt die Ereignisse perfekt, sodass man die einzelnen Szenen bildlich vor Augen hat.
Leider waren für mich einige der "überraschenden" Wendungen zu vorhersehbar, sodass einiges an Spannung verloren ging. Die für mich wirklich packende Action ereignet sich leider erst auf den letzten hundert Seiten, wodurch sie teilweise aufgesetzt und überstürzt wirkt. Das ist meiner Meinung nach richtig schade, da die Autorin die Begebenheiten toll schildert und den Leser mitzureißen versteht. Ich habe nichts gegen den langsamen Einstieg, aber das Verhältnis zwischen den leisen atmosphärischen Beschreibungen und der den eigentlichen Plot vorantreibenden Handlung passte für mich nicht ganz.

Fazit 

   Teardrop ist ein überdurchschnittlich gelungener Einstiegsband in Lauren Kates neue Trilogie. Mit wunderbar lebendigen Nebenfiguren und einem nachvollziehbaren, gar nicht stereotypen Hauptcharakter, einer stimmigen Atmosphäre mit passendem Setting und nicht zu aufdringlichen Fantasyelementen konnte mich die Geschichte von sich überzeugen.
Leider waren viele der Wendungen zu vorhersehbar und daher wirkte die Action am Schluss zu gedrängt für meinen Geschmack. Auch mit dem männlichen Protagonisten Ander konnte ich mich erst nach und nach anfreunden.
Wer leise Storys liebt, die sich langsam entfalten, ein Faible für die Südstaaten und deren ganz eigenes Flair hat und zudem gerne eine andere Version des Atlantis-Mythos lesen will, für den ist dieser Roman sehr gut geeignet!