Rezension

Manchmal tut die Wahrheit weh..

Der Sommer, in dem es zu schneien begann - Lucy Clarke

Der Sommer, in dem es zu schneien begann
von Lucy Clarke

Inhalt:

Eva und Jackson sind ein glücklich verliebtes, frisch vermähltes Paar. Doch ihr Glück wird von einem Tag auf den nächsten zerstört: Jackson verunglückt beim Angeln und stürzt ins eisig kalte und stürmische Meer. Die Suche der alarmierten Küstenwache bleibt vergeblich. In ihrer Trauer macht sich Eva auf den Weg in Jacksons Heimat Tasmanien, um seine Familie kennen zu lernen und mehr über sein Leben zu erfahren. Doch Vater und Bruder sind alles andere als begeistert von ihrem Besuch. Was haben sie vor ihr zu verheimlichen? Je mehr Fragen Eva stellt, umso mehr schockierende Wahrheiten muss sie über ihren Ehemann erfahren. War er wirklich der, für den sie ihn gehalten hat?

Meine Meinung:

Auch wenn man glaubt einen Menschen zu kennen, wie viel weiß man wirklich über ihn?

Diese Fragen muss sich nicht nur der Leser sondern auch Eva, die Protagonistin des Buches, stellen. Der Verlust ihres Mannes wirft sie komplett aus der Bahn, ihr Leben ohne ihn weiterzuleben kann sie sich nicht vorstellen. Sie ist starr vor Trauer und flüchtet sich in ihrem Schmerz nach Tasmanien, in Jacksons Heimat, um ihm dort näher zu sein.

Eva wirkt so zerbrechlich und unendlich traurig. Doch hinter dieser Mauer aus Trauer und Schmerz steckt eine wirklich starke, warmherzige Frau, die alles andere als das verdient hat, was sie in Tasmanien erwartet. Ich fand sie sehr sympathisch und habe sie schnell in mein Herz geschlossen. Eva so leiden zu sehen, von all den quälenden Fragen und schockierenden Antworten bis in den Schlaf verfolgt, ging mir sehr nah.

Nach anfänglichen Startschwierigkeiten wird auch Jacksons Vater und vorallem sein Bruder Saul immer sympathischer. Er steht Eva zur Seite wann immer er kann und hilft ihr wieder auf die Beine zu kommen. Auch wenn er dagegen ist, dass Eva die ganze Wahrheit erfährt, so hilft er ihr trotzdem dabei Antworten auf ihre Fragen zu finden, damit sie irgendwann Ruhe finden kann. Obwohl Saul und Jackson sich äußerlich so ähnlich sehen, sind die Brüder charakterlich doch so unterschiedlich wie Tag und Nacht...

Ein wirkliches Highlight des Buches sind die Beschreibungen von Tasmanien, genauer gesagt der wunderschonen (fiktiven) Insel Wattleboon. Inspiriert von ihren eigenen Erlebnissen und Erinnerungen an Bruny Island, auf der die Autorin selbst zwei Sommer verbrachte, beschreibt sie die Schönheit der Natur und des Meeres. Jeder Zeile merkt man die Faszination und die Liebe der Autorin für die Landschaft Tasmaniens, fürs Tauchen und die Unterwasserwelt, für die Fische und auch alle andere Lebewesen an. Wenn man die Augen schließt, hat man das Gefühl, selber dort am Meer zu stehen, den warmen, weichen Sand unter den Füßen zu spüren, den Geruch von Meer und Salz in der Nase zu haben und das Rauschen des Wassers zu hören…

Tolle, authentische Charaktere, eine wunderschöne, beeindruckende Landschaft, aber auch der Plot ist wirklich gut durchdacht und konstruiert. Am Ende fügen sich alle noch so kleinen Puzzleteile zusammen und ergeben ein wirklich stimmiges Ganzes. Fast unvorstellbar, wie ein einziger Sommer, ein einziges grauenvolles Erlebnis, ein einziger Fehler, den Rest des Lebens so verändern kann. Und wie schwer es ist, jahrelang mit einer Schuld zu leben, die Zentnerschwer auf den Schultern lastet…

Fazit:

Manchmal kann die Wahrheit wehtun… Und egal wie weit man auch läuft, sie holt einen am Ende doch immer wieder ein… Ein wirklich wunderschöner, berührender, schicksalhafter und trauriger Roman, wirklich großartig geschrieben. Ein wenig wie eine Reise zum Meer…