Rezension

Mehr Entzauberung als Zauber

Simón -

Simón
von Miqui Otero

Als Kind träumt sich Simón aus der Bar seiner Eltern in die Welt von Dumas` Abenteuerromanen fort. Den Glanz und die Euphorie seiner Heimatstadt entdeckt er dagegen nur, wenn ihn sein älterer Cousin Rico zu einem durch die Straßen Barcelonas mitnimmt. Doch Rico verschwindet eines Tages spurlos, und Simón muss auf sich allein gestellt erproben, ob sich die Magie der Literatur als gutes Rüstzeug für die Herausforderungen des Erwachsenwerdens erweist.

Dieser Klappentext des Romans „Simón“ von Miqui Otero sprach mich damals richtig an. Ich liebe Bücher, in denen die Literatur eine zentrale Rolle spielt. Umso größer war die Vorfreude auf diese Erzählung. Und die ersten Kapitel haben meine Erwartungen auch voll erfüllt. Der Beginn machte richtig Spaß, war eine gelungene Hommage an die Literatur, voller Liebe zum Detail, mit einem Hauch Poesie. Die Hauptfigur Simón absolut hinreißend.

Dieses gute Gefühl beim Lesen hielt aber nicht lange an. Der Zauber verflog und die Geschichte bekam eine Art Schwere, die bis zum Ende blieb. Stellenweise war mir das Buch zu langatmig, teilweise sogar zu wirr – als hätte ich eine entscheidende Information überlesen. Doch das hatte ich nicht. Und obwohl einerseits viel passiert, hat man den Eindruck, dass der Protagonist immer nur auf einer Stelle stehenbleibt und sich nicht weiterentwickelt. Das war irgendwie zermürbend.  

Eigentlich bringt es die spanische Zeitung El Mundo ganz gut auf den Punkt: „Der große Roman einer Generation und der Stadt Barcelona – versehen mit einer Prise Zauber und Entzauberung.“ Für mein Empfinden war die Prise Entzauberung dann allerdings doch etwas zu groß.