Rezension

Mir war es leider zu oberflächlich

Behind Me -

Behind Me
von Nina Schilling

Bewertet mit 1.5 Sternen

Triggerwarnung: Missbrauch, Gewalt!

 

Tessa ist tough und lässt sich nichts gefallen, nicht einmal von der Clique rund um Dyan, mit der sich niemand anlegen will. Als sie seine Schwester rettet, schuldet er ihr etwas – so der Kodex, nach dem er lebt. Aber all sein bringt nichts, Tessa will nichts. Und seit wann findet er sie nicht mehr total arrogant und nervig und bescheuert?

Dyan ahnt nicht, dass er ihr das Einzige, was sie wirklich will nicht geben kann: Ihr Vater soll in den Entzug und er soll aufhören sie zu misshandeln.

 

 

Es ist verdammt heftig, was Tessa durchmachen muss. Jede Nacht kommt ihr Vater betrunken nach Hause und sie muss ihn ins Bett bringen, obwohl er dabei regelmäßig auf sie los geht und sie bisweilen auch schwer verletzt. Ihre Stiefmutter würde niemals auch nur einen Finger rühren, immerhin würde sie das von ihren Hobbys shoppen und Tessa-quälen abhalten.

Wenn man nicht selbst in so einer Situation war, kann man nur schwer verstehen, warum Tessa sich das „gefallen lässt“, warum sie, die doch sonst jeden Angreifer abwehrt, zulässt, dass sie so schlimm verprügelt wird. Das Problem ist, das alles hat mit Logik nicht viel zu tun. Wenn man in so einer Missbrauchsbeziehung steckt, geht es vor allem um Gefühle und die folgen keiner Logik.

 

Dennoch muss ich sagen, dass ich heftige Probleme mit dem Buch hatte. Mir war Dyan bis wenige Seiten vor Schluss absolut nicht sympathisch. Tessa schon eher, aber sie war mir zu sehr auf Cinderella gemünzt, mit der schrecklichen Stiefmutter, der ganzen Arbeit, die auf sie abgewälzt wird, der wenigen Freizeit, etc. Und da kam dann ihr gewalttätiger Vater noch obendrauf. Es war mir zu viel. Viel zu viel.

Allgemein empfand ich sehr viel in diesem Buch als zu überzeichnet.

 

Für mich ist dies ein Buch über eine junge Frau, die aus einem gewalttätigen Elternhaus kommt. Die Liebesgeschichte kam für mich zu kurz. Ich konnte vieles nicht nachvollziehen. Für mich war es kein „richtiges“ Enemies-to-Lovers-Thema, dazu blieb mir das alles zu oberflächlich.

Auch Dyans Familie ist nicht ohne, aber man erfährt fast nichts darüber. Ja, sein Vater ist ein Frauenfeind aber was daran bringt Dyan dazu Drogen zu nehmen oder illegale Autorennen zu fahren? Da fehlte mir die Erklärung.

 

 

Fazit: Es wird ein sehr wichtiges Thema in diesem Buch behandelt, aber für mich blieb alles andere auf der Strecke. Mir ging vieles viel zu schnell und gerade die Liebesgeschichte bekam für mein Empfinden zu wenig Raum. Ich konnte da nicht immer folgen. Sehr viele Fragen blieben für mich offen und außerdem fehlte mir ein Epilog mit einem Ausblick, wie es denn nun weitergehen sollte. Bei so vielen offenen Fragen, wäre das in meinen Augen dringend nötig gewesen.

 

Insgesamt blieb mir das Buch viel zu oberflächlich und auf ein Thema fixiert. Mir ging einiges zu schnell und ich habe wirklich bis kurz vor Schluss gebraucht, um Dyan zu mögen. Von mir bekommt das Buch ganz knappe 1,5 Sterne – aber auch nur, weil das Missbrauchsthema gut dargestellt wurde.