Rezension

Mit den Dornhains am Alsterufer

Sterne über der Alster - Micaela Jary

Sterne über der Alster
von Micaela Jary

Inhalt
1918 in Hamburg: inmitten der Revolution wird die Familie Dornhain mit einem Skandal konfrontiert, nachdem der Vater Selbstmord begeht und die schockierende Nachricht hinterlässt, dass das Hausmädchen Klara, seine aus einer Liaison hervorgehende Tochter ist. Nicht nur, dass Elinor Dornhain, seine älteste Tochter, nun um das Überleben der Reederei kämpfen muss, versucht sie auch noch die Existenz ihrer nicht standesgemäßen Schwester zu verschleiern. Als dann auch noch ein alter Feind auf Rache sinnt, kommt die einst perfekte Welt Elinors gehörig ins Wanken. Aber auch ihre Schwestern Lavinia und Nele haben Probleme, die jedoch anderer Natur sind. Sowohl Lavinia als auch Nele kämpfen um den gleichen Mann und dann wird auch noch der Chauffeur der Familie unter Mordanklage gestellt …

Meine Meinung
Micaela Jary legt mit "Sterne über der Alster" die Fortsetzung von "Das Haus am Alsterufer" vor. Dachte ich anfangs noch, dass es nicht so wichtig ist den Vorgänger zu kennen, muss ich dies nun revidieren. Während des Lesens hatte ich manchmal das Gefühl, dass es von Vorteil wäre, um mich den Protagonisten näher zu fühlen, was mir so leider nicht ganz geglückt ist. Auch wenn die Autorin versucht den Leser mit Informationen aus dem vorherigen Teil zu versorgen, bleiben diese leider so bruchstückhaft, dass man kein genaues Bild erhält. Gerade den Brief des Vaters hätte ich gerne komplett gelesen, da er von großer Bedeutung ist und im Verlauf der Geschichte immer wieder Erwähnung findet.

"Sterne über der Alster" ist gut geschrieben, bietet auch spannende Momente, aber dennoch bin ich nicht restlos überzeugt. Es ist ein schöner Schmöker – keine Frage, aber für mich war es ein wenig zu viel Drama und zu wenig historischer Roman. Im Fokus der Geschichte steht das Liebesleben bzw. die Gefühlswelt der drei Schwestern. Die politische Situation ist eher eine Randerscheinung, die gelegentlich in die Handlung eingebettet wird und mehr im Hintergrund erzählt wird.

Am meisten hat es mir jedoch an Tiefe gefehlt. Die Geschichte kratzt für mich zu sehr an der Oberfläche und ja, ich muss es leider sagen, ist auch an manchen Stellen recht kitschig ausgefallen. Gerade die Gefühlswelt der drei Schwestern (allen voran Lavinia) und ihre manchmal recht unüberlegten Entscheidungen, haben mich eher genervt, als dass sie mich entzückt hätten. Aber wie gesagt, vielleicht liegt es auch an mir und ich hätte "Das Haus am Alsterufer" vorher lesen müssen, um einen besseren Zugang zu den Protagonisten zu bekommen. Neugierig geworden bin ich dennoch und möchte dies nun nachholen, da ich gerne die ganze Geschichte um die Familie Dornhain kennen möchte.
 
Fazit
"Sterne über der Alster" ist eine nette Familiengeschichte, die ich so oder so ähnlich schon oft gelesen habe. Allen, die dieses Buch lesen wollen, würde ich raten mit Band 1 zu beginnen, da es dann vielleicht gelingt einen besseren Zugang zu der Handlung zu bekommen. Von mir gibt es dennoch solide 3 Sterne.