Rezension

Schwere Entscheidungen stehen an ...

Sterne über der Alster - Micaela Jary

Sterne über der Alster
von Micaela Jary

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ich hatte das Glück, dieses schöne Buch in einer Leserunde lesen zu dürfen, in der auch ordentlich diskutiert wurde. Schnell stellte sich für mich heraus, dass der Vorgängerband Das Haus am Alsterufer eine bedeutete Rolle im Verständnis einiger Episoden in diesem Roman spielte.

Wir trafen sie alle wieder, die Omama Charlotte, die drei Töchter Ellinor, Nele und Livi samt Anhang, die Angestellten. Nur einer fehlte in der Runde, der geliebte Vater. Die Zeiten in Hamburg waren noch schwieriger geworden. Das Ende des Krieges, die damit verbundenen Streiks und die Revolution stellte alle Menschen – nicht nur in Hamburg – auf eine schwere Probe. Ellinor und Nele hatten längst verstanden, dass das Leben kein Zuckerschlecken ist, aber auch der flatterhaften, verwöhnten Livi wurden dann und wann die Augen geöffnet. Leider gibt der Klappentext schon so viele Details im Voraus bekannt, dass ich auf den Inhalt nicht näher eingehen will.

Ich möchte aber der Autorin ein fast uneingeschränktes Lob für ihre Arbeit aussprechen. Mit akribischer Recherchearbeit schaffte sie es wieder dem Leser ein wunderbares Gefühl für das Leben vor knapp hundert Jahren zu vermitteln. Sie brachte viele authentische bemerkenswerte Personen mit ins Spiel. In besonderer Erinnerung bleibt mir Elsa Brändström, die für das Schwedische Rote Kreuz nach Sibirien reiste, um dort für die deutschen Kriegsgefangenen in russischem Gewahrsam eine medizinische Grundversorgung einzurichten und mit viel Mühe und Durchsetzungsvermögen deren Zustände zu verbessern. Leider blieben im Buch aber viele Fragen unbeantwortet, besonders um das zweite Hausmädchen Klara und ihren verschollenen Verlobten. Ich würde mich riesig über einen Folgeband freuen, und ich glaube, wir haben Micaela fast dazu überredet :)