Rezension

Mit diesem Aufwand an Getue ...

Die sieben Tode des Max Leif - Juliane Käppler

Die sieben Tode des Max Leif
von Juliane Käppler

Bewertet mit 5 Sternen

Tucholsky hat einmal über männliche Grippekranke gesagt „mit diesem Aufwand an Getue kriegen Frauen Kinder“. Fast möchte man meinen, dass er diesen Satz ganz sicher auch für Menschen wie den Protagonisten aus diesem Roman formuliert hat.
Max Leif macht schon eine „Menge Getue“ um seine vielen eingebildeten Krankheiten und damit er in diesem selbst erschaffenen Sumpf nicht am Ende untergeht, stehen ihm eine Menge Freunde zur Seite.

Aber von vorn: Max Leif ist Anfang vierzig, erfolgreich im Musikgeschäft tätig und muss sich eigentlich keine Sorgen machen, vor allem keine finanziellen. Aber – er selbst hat erst kürzlich einen Herzinfarkt erlitten und überdies seinen besten Freund schon aus Kindertagen durch einen ebenso plötzlichen wie unerwarteten Tod verloren. Geblieben ist ihm Hannibal, der Dobermann des Freundes, dem er fortan Asyl in seinem Haus gewährt.
Darüber ist seine russische Putzfrau wenig erbaut, auch in anderen Fragen des Alltags und des Lebens sieht Max sich mit Ihren Regeln und Lebensweisheiten konfrontiert. Jekaterina hat das Herz auf dem rechten Fleck und größtmögliche Wehrhaftigkeit, die Max ihr gegenüber gelingt ist im Zweifelsfall das Haus zu verlassen, wenn sie zum Putzen antritt.
Doch es gibt noch weitere tolle Charaktere in diesem Buch. Da ist z. B. Frau Dr. Bärbeißer, Max Hausärztin, die sich seinen Symptomen und vor allem seinen durch Recherchen im Internet untermauerten Selbstdiagnosen immer wieder entgegenstellt. Sie ist zwar meistens ziemlich genervt von Max neuen Erkenntnissen, erweist sich aber als eine leidenschaftliche Ärztin, die auch einem Bilderbuch-Hypochonder wie Max einer ist, auf versteckt liebevolle Art gewachsen ist.
Und da ist Maja, bei der Max seinen täglichen Espresso trinkt, und obwohl sie häufig die Unfreundlichkeit in Person ist, kann Max einen Tag ohne die Begegnung mit ihr kaum ertragen. Warum kann Maja nicht endlich den Platz seiner noch immer nervigen  Exfreundin Claudia einnehmen, Max versteht es nicht und flüchtet in neue Krankheiten. Warum ist Flo, ein früherer Angestellter und Freund,  so sauer auf ihn, nachdem Max sein Plattenlabel verkauft hat? Max möchte ihn am liebsten in die Wüste schicken, und ruft ihn doch immer wieder an und manchmal auch zur Hilfe.
Alle Figuren dieses Buches sind nicht nur gut oder nur böse oder schlecht. Vielmehr weisen sie alle, wie auch im wirklichen Leben, viele verschiedene Facetten auf und werden dadurch immer glaubwürdiger.
Selbst Max Leif, der eigentlich immer traurig, immer deprimiert und angeschlagen durch sein im Moment recht ungeordnetes Leben taumelt, lässt in an vielen Stellen seine anderen Seiten durchschimmern. Und da ist er liebevoll und verantwortungsbewusst sich selbst und den Menschen in seiner Umgebung gegenüber.
„Die sieben Tode des Max Leif“ ist eine vordergründig lustige und actionreiche Lektüre, hat aber auch Tiefgang und Nachdenklichkeit an den richtigen Stellen und schafft es damit, die Leser nachdrücklich zu berühren.
Eine sehr kurzweilige Lektüre, die Raum lässt für andere Sichtweisen und Erfahrungen, und zur Reflektion geradezu einlädt.
Zum Lesen wärmsten empfohlen, es gibt kaum eine Gelegenheit, zu der Max Leif nicht passen würde. Am besten gleich zwei kaufen, eines für sich selbst und ein weiteres zum Verschenken.