Rezension

Mit Tod und Zufall unterwegs

Zwischen den Atemzügen - Britta Röder

Zwischen den Atemzügen
von Britta Röder

Bewertet mit 4 Sternen

Gleich auf den ersten Seiten ist klar, Olli findet seinen Job wahrlich zum Kotzen. Gerade als er befördert werden soll, übergibt er sich mitten auf den Schreibtisch seines Vorgesetzten und ahnt dabei nicht, dass dies der Beginn eines makabren Road Trips ist.

Denn Olli nimmt die Beine in die Hand und läuft raus. Raus aus dem Büro, raus aus dem Gebäude, raus auf die Straße und rein in ein Auto - hinter dessen Steuer Leokadia sitzt, die sich ebenfalls auf der Flucht befindet. Wer das gleiche Ziel hat, ist gemeinsam besser dran, und so springt Olli zu Leokadia in den Wagen und die Reise nach ganz weit weg beginnt.

Die Ausgangssituation hat mich gleich einmal umgeworfen! Wen kotzt der Alltag nicht ab und zu mal an und hat sich nicht so mancher schon mal vorgestellt, sich dem Boss direkt vor die Füße zu erbrechen? Genauso charmant geht es Olli an, der es plötzlich in der Enge des Jobs und des Alltags nicht mehr aushält, dessen Magen rebelliert und genau an diesem Tiefpunkt auf die fliehende Leokadia trifft bzw. von ihr angefahren wird.

So machen sich die beiden gemeinsam auf den Weg, dem Hier zu entgehen und das „weit weg“ zu finden, und ihrer Begegnung haftet nicht nur der Zufall sondern auch der Tod an, weil sich hinter ihnen eine Leichenspur erstreckt.

Dieser Road Trip lebt von den Zufällen, den teilweise unerwarteten Todesfällen und dem lebensbejahenden Schreibstil der Autorin. Locker-flockig führt Britta Röder durch ein ernstes und eigentlich sehr persönliches Thema: das Leben an sich und dem wohl bekannten Spoiler, dass es am Ende zu Ende gehen wird, wir allerdings nie wissen können, wie und wann uns der Tod ereilt.

Dabei liegt besonderes Augenmerk auf den Problemen des modernen Lebens, den unzähligen Lebensentwürfen und Konzepten, an deren Ende ohnehin bei jedem der gleiche Ausgang steht, egal, ob es sich nun um ein Zugunglück, dem ungeschickten Umgang mit einer Schusswaffe oder dem plötzlichen Ableben im Seniorenheim handelt. Am Ende sind wir alle gleich, dabei spielt es keine Rolle, ob wir uns nun beeilt oder getrödelt haben, geizig oder gütig waren oder ob wir uns die schönen Dinge für später aufsparten, in der unverrückbaren Hoffnung, dass es dieses Später geben wird. 

Auf der Flucht vor Tod und Zufall, und noch dazu einen griesgrämigen französischen Polizisten auf den Fersen, ist der Road Trip von Olli und Leokadia ein unterhaltsamer Anstoß, um einmal den eigenen Lebensentwurf zu überdenken, und gleichzeitig eine skurrile und makabre Reise, die mir trotz der ernsten Thematik, vor allem durch die erfrischende Erzählweise der Autorin, großen Spaß gemacht hat.

© NiWa