Rezension

Mitten aus dem Leben

Zwei in einem Leben -

Zwei in einem Leben
von David Nicholls

Auf einer von einer gemeinsamen Freundin initiierte Wanderung von Küste zu Küste Großbritanniens treffen die Londoner Lektorin Marni und der Erdkundelehrer Michael aus York aufeinander. Beide haben keine einfachen Jahre hinter sich und haben sich nach mehreren Schicksalsschlägen ins Alleinsein geflüchtet. Umso schwerer fällt es ihnen, über ihren Schatten zu springen und mit fast völligen Fremden Zeit auf einer Wanderung zu verbringen. Doch sie stellen sich dieser Herausforderung.

Schon nach wenigen Tagen bleiben von der kleinen Wandergruppe nur noch Marni und Michael übrig, und so beschließen sie, zu zweit weiterzuwandern. Beim gemeinsamen Wandern weichen Skepsis und Unbeholfenheit immer mehr und beide fangen an sich zu öffnen. Sie reden und tauschen sich über ihr Leben und ihre Sorgen und Wünsche aus, über vergangene Beziehungen, Elternschaft, Partnerschaft, verlorene Lieben und über die Einsamkeit, die ihrer beider Leben begleitet. Ganz langsam und behutsam spannt sich ein Band zwischen den beiden. Doch können beide ihre Vergangenheit hinter sich lassen und in die Zukunft schauen?

Ich mag diesen Roman sehr. Gerade weil er ohne große Spannung, ohne viel Tamtam und große Gesten auskommt. Das Besondere liegt hier in den kleinen Details und Gesten. Man hat das Gefühl, zwei gute Freunde zu begleiten, die sich kennenlernen und die von Stunde zu Stunde mehr merken, dass sie auf einer Wellenlänge liegen. Zunächst noch zurückhaltend und bemüht, dann immer natürlicher und privater. Der Austausch zwischen den beiden bringt Spaß. Sie kommunizieren auf Augenhöhe, unterstützen sich und spielen einander die Bälle zu. Und dann gibt es natürlich, wie im echten Leben auch, die Momente, in denen man sich fragt: War das zu privat? Bin ich bei der Frage zu weit gegangen? Was hat er/sie denn damit gemeint? Fühlt er/sie sich in meiner Nähe wohl? … Halt: das echte Leben! Das alles macht das Erzählte so authentisch und greifbar.