Rezension

Selbstreflexion durch Erdkunde

Zwei in einem Leben -

Zwei in einem Leben
von David Nicholls

"Zwei in einem Leben" ist ein Roman über Entschleunigung und Selbstfindung. Die Zeilen lesen sich beruhigend, harmonisch und haben dennoch einen gewissen Biss. Mit kleinen Anekdoten und Witzen bringt uns Nicholls das Leben näher. Die Hürden, die von den Wenigsten als echtes Problem angesehen werden und gleichzeitig so viel in uns auslösen: Einsamkeit, fehlende Freundschaften, getrennte Partnerschaften. Unsere Protagonisten gehen auf Wanderschaft. Nicht nur durch ihr Leben, sondern von Küste zu Küste. Dabei hatte Marnie das im Gegensatz zu Michael gar nicht geplant. Erfrischend echt empfand ich dabei, wie schwer ist das Wandern zunächst viel. Regelmäßig wurde geflucht, denn für diejenigen, die nicht regelmäßig tagelang über Berge wandern, ist das die Realität. Marnie und Michael lernen sich Stück für Stück näher kennen. Es ist kein augenöffnender Spaziergang, auf dem sich beide ihr Herz ausschütten. Wohl eher eine Annäherung in kleinen Schritten und das Fassen von Mut und Vertrauen. Die beiden Wandern sich Schritt für Schritt ins reale Leben zurück. Entkoppeln und besinnen sich auf die Wünsche ihrer Herzen. Es ist keine Kehrtwende um 180 Grad, es sind jede Menge kleiner Schritte. Es ist die pure Realität, die hier in den schönsten Tönen abgebildet wird. Das Buch kann ich jedem empfehlen, der es langsam mag, denn Schnelligkeit oder Drama gibt es nur wenig. Es ist ein Buch, welches auch mal von seinen Längen lebt. Und vor allem lässt es jede Menge Raum für Interpretationen. Nicht nur die Protagonisten lernen sich besser kennen, auch der Leser beginnt das Leben zu reflektieren, die Situationen, in denen man vermeintlich gefangen ist und die Optionen, die sich einem öffnen, wenn man aus der Komfortzone ausbricht. 
Ein berührender und ergreifender Roman, der mich sicherlich noch öfters zu Büchern von Nicholls greifen lässt.