Rezension

Sehr interessantes Thema, aber es zog sich irgendwann etwas

Zwei in einem Leben -

Zwei in einem Leben
von David Nicholls

Bewertet mit 3 Sternen

Marnie ist 38, freiberufliche Lektorin und einsam. Sie weiß auch nicht, wie das passiert ist. Es war ein schleichender Prozess, angetrieben durch die Lockdowns und jetzt ist sie irgendwie an diesem Punkt angelangt, an dem sie sich ehrlich eingestehen muss, dass sie einsam ist.

Michael ist 42 und leidenschaftlich gern Lehrer, obwohl seine Begeisterung bei seinen Schülern auf wenig Gegenliebe stößt. Seine Ehe ist gescheitert und um den Gedanken daran und seiner Einsamkeit zu entfliehen, wandert er.

Beide treffen auf einer Gruppenwanderung aufeinander, bei der ihre gemeinsame Freundin Cleo versucht, beide mit anderen Leuten zu verkuppeln, was aber gründlich schiefgeht. Doch Marnie und Michael verstehen sich auf einer Ebene, die sie nicht erwartet hätten. Werden sie sich auf der Wanderung näher kommen und eine zweite Chance auf Liebe bekommen?

 

 

Einsamkeit wird heut zu Tage schon als Volkskrankheit bezeichnet und in Umfragen steigen die Zahlen derer, die von sich selbst sagen, sie seien einsam in allen Altersgruppen. Vielleicht liegt das auch bei uns an Corona und den Lockdowns, vielleicht auch daran, dass Social Media für viele einen immer größeren Stellenwert einnimmt, vielleicht aber auch daran, dass sich die Lebensentwürfe heute so deutlich von dem unterscheiden, was früher „normal“ war.

 

Marnie ist ein gutes Beispiel dafür. Sie arbeitet im Homeoffice, allein dadurch fallen viele Kontaktmöglichkeiten weg. Sie ist geschieden, hat keine Kinder und keinen Partner und dadurch mit den wenigen Freunden von früher nur noch wenig gemein, die jetzt alle verheiratet und Eltern sind. Man hat kaum noch gemeinsame Gesprächsthemen und verletzt unbeabsichtigt den anderen durch unbedachte Worte.

Ich konnte mich teilweise sehr gut in Marnie einfühlen. Ich bin selbst freiberufliche Lektorin und arbeite wie sie im Homeoffice. Viele Sozialkontakte habe ich auch nicht unbedingt und ich bin Dauersingle – wie Marnie. Allerdings stürzt mich das nicht in eine Krise, ich denke, es kommt auch darauf an, wie man selbst drauf ist. Ob man sich danach sehnt, oder nicht.

 

Bei Michael ist es ähnlich. Seit seine Ehe gescheitert ist, zieht er sich von allen zurück und verbringt seine Zeit mit immer anspruchsvolleren Wanderungen, um seinen Gedanken zu entfliehen. Er wirkt dabei allerdings sehr verloren und ziellos.

 

Marnie und Michael kommen einander auf der Wanderung näher. Sie führen offene Gespräche über ihre Leben, ihre Vergangenheit, ihre Verluste und das Tabu-Thema Einsamkeit.

 

 

Fazit: Ich fand es mega, dass eine Frau, wie ich, die Protagonistin dieses Buches ist. Eine freiberufliche Lektorin im Homeoffice – ich konnte mich so oft in ihr wiederfinden, nicht nur, aber vor allem dann, wenn Marnie lektorierte. So viele ihrer Gedanken hatte ich auch schon. Gleichzeitig gibt es aber auch große Unterschiede zwischen uns.

 

Marnie und Michael sind beide einsam und führen auf der Wanderung Gespräche darüber, auch wie sie an diesen Punkt kamen. Das fand ich auch sehr interessant. Allgemein gefiel mir, wie einfühlsam hier mit dem Thema Einsamkeit umgegangen wurde und wie aufgezeigt wurde, warum Menschen einsam werden.

 

Allerdings konnte ich zwischen Marnie und Michael keine Liebesgeschichte fühlen. Ich weiß nicht, ob es an den vielen Wanderungen liegt, die bei mir irgendwann dafür sorgten, dass sich das Buch mehr und mehr zog, oder an etwas anderem, aber der Aspekt des Romans kam bei mir einfach nicht an.

 

Insgesamt mochte ich das Buch aber und es bekommt von mir 3 Sterne.