Rezension

Netter Krimi für zwischendurch

Dunkle Gemäuer -

Dunkle Gemäuer
von Julia Bernard

Bewertet mit 3 Sternen

Nach „Kalte Lügen“ aus der Feder von Julia Bernard führt sie ihre Leser nun in „Dunkle Gemäuer“ - ein Baden-Krimi. Schon das Cover mutet ganz schön gespenstig an. Das Willstätter Horrorhaus - es ist Kulisse für einen Film. Im früheren Siechenhaus geht immer noch Hildebrandt um, dessen sind sie sich sicher. Darum drehen sie ausschließlich tagsüber und behelfen sich mit lichtundurchlässigen Pappfensterläden, so machen sie den Tag zur finsteren Nacht. Als Mona, die Kamerafrau, verschwindet, wird Suzanne Griesbaum engagiert, ihres Zeichens Privatermittlerin, ihr zur Seite steht Henry Marbach.

Und da war die Sache mit dem Leuchten. Kurz bevor in dem Haus jemand stirbt, leuchtet ein geheimnisvolles grünes Licht. Das Hildebrandtslicht. Das Gerücht hält sich hartnäckig – was ist da dran? Auch ein Strichmännchen hat die Filmcrew entdeckt, dessen Kopf nach unten hängt, wie abgeknickt. In früheren Zeiten hat Hildebrandt hier gewütet, viele sind umgekommen, alle mit Genickbruch.

Im Keller dann wird Mona gefunden, sie ist tot – Genickbruch, was sonst! Ist sie die steile Treppe hinuntergestürzt? Nicht nur die Privatermittler sind an dieser mysteriösen Sache dran, auch die Polizei ermittelt. Verdächtige gibt es viele, allen voran Gerard, Monas Ehemann. Aber kann er wirklich mit dem Tod seiner heiß geliebten Frau zu tun haben? Ihre Schwester, der Hausmeister, ein Drehbuchautor, Schauspieler, auch Petrow, der Regisseur – sie alle sind verdächtig, jeder hat mindestens ein Motiv.

Keine zehn Pferde hätten mich in dieses Haus gebracht, auch wenn es mich beim Lesen so gar nicht gegruselt, Horror-Feeling sich dabei so gar nicht eingestellt hat. Spannend war das Buch trotzdem, bis fast zuletzt schlich sich in meine Gedanken immer wieder ein Verdächtiger ein, um dann doch wieder meine Zweifel zu haben. Jeder könnte es gewesen sein, keiner hat eine astreine Weste.  

Der Baden-Krimi versprüht viel Charme, gerade wenn es um den Badener Dialekt geht, der wohl dosiert eingestreut wird. Auch wenn man diesen Dialekt nicht spricht, versteht man doch (fast) alles. Einen richtig bodenständigen Typen gibt es hier nicht, die Charaktere sind allesamt leicht überzeichnet dargestellt. Suzanne in ihrer unerschrockenen Art bringt sich so manches Mal in arge Bedrängnis. Auch Henry hat so seine Eigenheiten, die schon seltsam anmuten. Und doch habe ich über so manche Szene geschmunzelt. Ja, alle haben sie ihre Macken. Auch und vor allem Suzanne und ihr Dahinschmachten, sobald es um ihren Liam geht. Denn neben der Ermittlungsarbeit waren sie und ihr großer Schwarm Liam, ein Star der Death Metal-Szene, allgegenwärtig. Dieses pubertäre Gehabe war eindeutig zu viel, es hat der Story viel Potenzial geraubt. Weniger wäre hier wesentlich mehr gewesen!

Ansonsten ein netter Krimi für zwischendurch, der mich schon unterhalten hat, mit einem gut gemachten Cliffhanger.