Rezension

Nicht das beste Werk der Autorin

Seelenkuss - Lynn Raven

Seelenkuss
von Lynn Raven

zum Inhalt:
Als Hauptmann Réfen erfährt, dass im Kerker des Schlosses ein Gefangener jede Nacht schrecklich gefoltert wird, kann er sich zuerst gar nicht vorstellen, dass Königin Seloran so etwas tun würde. Doch die Königin hat sich in letzter Zeit verändert, auch ihre jüngere Schwester Prinzessin Darejan erkennt ihre Schwester kaum mehr wieder. Warum ist ihre Schwester so kalt geworden? Bevor Darejan sich näher mit dieser Frage beschäftigen kann, überschlagen sich die Ereignisse plötzlich und sie findet sich zusammen mit dem geheimnisvollen Fremden auf der Flucht wieder. Auf der Flucht vor ihrer eigenen Schwester. Doch ist Seloran überhaupt noch sie selbst oder wird sie wirklich von einer dunklen Macht kontrolliert. Darejan weiss, Antworten kann sie nur von ihrem namenlosen Begleiter erhalten, doch dieser scheint durch die Folter den Verstand verloren zu haben...
 
meine Meinung:
Obschon ich eigentlich ein grosser Fan von Lynn Raven bin und ihre Werke "Der Kuss des Kjer" und "Blutbraut" zu meinen Lieblingsbüchern gehören, bin ich nicht mit allzu hohen Erwartung an "Seelenkuss" herangegangen, da ich vorher eher negatives darüber gehört habe. Da meine Erwartungen also nicht allzu hoch waren, wurde ich sogar beinahe positiv überrascht, leider aber wirklich nur beinahe.

Der Beginn der Geschichte hat mir eigentlich gut gefallen, auch wenn man ohne grosse Erklärungen einfach ins Geschehen hinein geworfen wird. Ich fand die Grundidee, eigentlich wirklich gut und ich war gespannt darauf mehr über diese Welt, die Nekromanten und die DúnAnór herauszufinden. Doch genau hier liegt einer meiner Kritikpunkte, man erhält kaum Erklärungen, was es mit diesen genau auf sich hat und auch von der ganzen Welt, in der die Geschichte spielt erhält man nur eine vage Ahnung. Ich hätte mir wirklich mehr Erklärungen gewünscht, da die Geschichte so leider teilweise etwas verwirrend war und ich mir gewisse Dinge auch einfach gar nicht richtig vorstellen konnte.

Dabei hat die Autorin die Landschaft und die Orte, an denen Darejan und der Unbekannte vorbei kommen wirklich toll beschrieben. Ihr Schreibstil ist sehr bildhaft, aber nicht übertrieben langatmig. Ein paar der Orte wurden wunderschön beschrieben und auch die Atmosphäre der Geschichte war wirklich faszinierend. Man besucht zusammen mit Darejan viele verschiedene Orte, die teilweise auch sehr rätselhaft oder sogar etwas unheimlich sind.

Die Handlung konnte mich leider nur bedingt überzeugen. Im Grunde wäre die Geschichte nämlich durchaus interessant und spannend gewesen, doch ich hatte das ganze Buch immer etwas das Gefühl nur langsam vorwärts zu kommen. Dies lag wohl hauptsächlich daran, dass ich lange den Eindruck hatte, dass auch Darejan und der Unbekannte ihrem Ziel nicht wirklich näher kommen und eher auf der Stelle treten. Denn eigentlich fehlte es der Geschichte nicht an Action und gefährlichen Situationen.

Ein weiteres Problem waren für mich die Charaktere. Darejan war mir zwar durchaus sympathisch und auch der rätselhafte Unbekannte fand ich interessant, doch ich hatte das Gefühl die restlichen Charaktere blieben sehr oberflächlich und wurden kaum entwickelt. Ich hatte das Gefühl die Figuren tauchen auf, erfüllen ihre Aufgabe für die Geschichte und sterben oder verschwinden danach einfach. Die einzige Ausnahme wäre hier vielleicht Réfen, der besonders anfangs eine wichtige Rolle spielt und über dessen Hintergrund man zumindest ein bisschen was erfährt.

Doch um auf Darejan und den Unbekannten oder den Verrückten, wie er in der Geschichte auch gerne genannt wird, zurück zu kommen. Zwischen den beiden entwickelt sich natürlich eine Liebesgeschichte und hier hätte ich bei einem Buch von Lynn Raven, einfach ein bisschen mehr erwartet. Es war nicht so, als wäre die Liebesgeschichte richtig schlecht, aber leider hat die Chemie für mich nicht hundertprozentig gestimmt. Dies lag wohl zu einem nicht unbedeutenden Teil auch daran, dass der Unbekannte für einen grossen Teil des Buches sein Gedächtnis verloren hat, es ihm auch sonst nicht gerade gut geht und er auch ständig ins Verrücktsein abgleitet. Dies bedeutet, dass er eigentlich oft gar nicht viel sagt oder dann Darejan als Mörderin bezeichnet, obschon er sich nicht daran erinnern kann, wen sie getötet haben soll.
 
Fazit:
Ich hatte bei diesem Buch einige Kritikpunkte, was wohl zu einem grossen Teil auch daran liegt, dass ich von der Autorin einfach Besseres gewohnt bin, besonders was die Charaktere und Liebesgeschichte angeht. Insgesamt würde ich das Buch nämlich keinesfalls als schlecht bezeichnen und ich habe die Lesestunden, die ich damit verbracht habe durchaus genossen. Dennoch würde ich allen, die einmal ein Buch von Lynn Raven lesen wollen, eher "Blutbraut" oder "Kuss des Kjer" empfehlen.