Rezension

Hier zeigt Lynn Raven eine ganz neue Seite

Seelenkuss - Lynn Raven

Seelenkuss
von Lynn Raven

Bewertet mit 2.5 Sternen

Schon oft habe ich mich von Lynn Raven in phantastische und sehr inspirierende Welten entführen lassen, um tief in ihre Geschichten einzutauchen, und alles um mich herum zu vergessen. Auch wenn ihre Romane meistens richtige Schmöker waren, blieb mir nichts anderes übrig, als ihre Geschichten in einem zu verschlingen. Besonders die Charaktere haben sich förmlich in mein Gedächtnis gebrannt. Deswegen musste ich nicht lange überlegen, ob ich ihr neuestes Buch „Seelenkuss“ lesen werde.

In „Seelenkuss“ begleiten wir Prinzessin Darejan auf einer abenteuerlichen Suche mit vielen tödlichen Gefahren. Ihre sonst so mitfühlende Schwester, Königin Serolan, verwandelt sich plötzlich in eine eiskalte und skrupellose Frau, die unschuldige Menschen einkerkern und foltern lässt. Dieses sehr veränderte Wesen von Serolan wird für Darejan zu einer großen Bedrohung und plötzlich ist sie selbst auf der Flucht. Zusammen mit einem befreiten Spion aus Serolans Kerkern. Doch wer ist dieser Gefangene wirklich und welche Qualen musste er erleiden, um sein Gedächtnis zu verlieren? Zusammen mit diesem sehr ungleichen Paar macht sich der Leser auf die Suche nach Antworten.

Der Einstieg in diese magische Geschichte war etwas holprig für mich, weil es gerade am Anfang viele Begrifflichkeiten gab, die neu für mich waren. Die häufigen Wechsel zwischen den Perspektiven sorgen zusätzlich für Verwirrung. Hatte man sich an eine Person geklammert und ihre Besonderheiten erfasst und damit vertraut gemacht, wurde man von der Autorin gleich in die nächste Perspektive befördert, ohne zu ahnen, wie sie allemiteinander verbunden sind.

Nach einigen Kapiteln und nachdem die bedrohlichen Palastmauern hinter den beiden Hauptprotagonisten liegen, bekommt man wieder eine Ahnung von dem vertrauten Stil der Autorin. Mit viel Liebe zum Detail erzählt Lynn Raven von der magischen Welt, in der ihre literarischen Figuren leben. Sie zieht den Leser mit in ihre Welt und lässt ihn die Geräusche, Gerüche und die wunderschöne Umgebung selbst spüren und wahrnehmen. Leider hielt dieser Zauber nicht durchgehend an und oft geriet die Handlung durch eine sehr ausschweifende Erzählweise ins Stocken. Das Geschehen wirkt trotz der dramatischen Flucht in einigen Kapiteln monoton und ermüdend. Hin und wieder wird der Leser jedoch für sein Durchhaltevermögen von einer sehr überraschenden Wendung belohnt.

Mit Lynn Ravens Schlüsselfiguren in „Seelenkuss“ habe ich mich auch etwas schwer getan. Sie sind beide sehr verschlossen und ließen den Leser nicht in ihr Innerstes schauen. Auch ihre Gedanken blieben verschlossen und für den Leser unerreichbar. Hinzukam dass Darejans Begleiter sein Gedächtnis verloren hat und nicht mal er wusste, was ihn ausmacht. Wahrscheinlich verlor für mich gerade deswegen die zart aufkeimende Liebesgeschichte zwischen den beiden ihren Reiz.

In „Seelenkuss“ hat Lynn Raven gezeigt, dass viele phantastische Ideen in ihr schlummern. Trotzdem konnte sie mich dieses Mal nicht einfangen und begeistern.