Rezension

Ohne Erinnerungen durch die Wildnis

Seelenkuss - Lynn Raven

Seelenkuss
von Lynn Raven

Bewertet mit 3 Sternen

Königin Seloran verhält sich ungewöhnlich, als sie einen Gefangenen tagelang ohne Nahrung foltern lässt. Ihre Schwester Darejan erkennt sie nicht mehr wieder und findet sich plötzlich in einer Verschwörung gegen ihre Schwester wieder. Sie flieht zusammen mit dem geheimnisvollen Gefangenen der Königin, während Krieg das Land überzieht. Beide scheint mehr zu verbinden als ihr Reiseziel. Die Suche nach Wahrheit und Erinnerungen beginnt.

Das ist mein erstes Buch von Lynn Raven und ich bin enttäuscht. 200 Seiten waren beinahe nötig bis ich mich in ihrer konstruierten Welt einigermaßen zurecht gefunden hatte. Die Hälfte der Namen und Bezeichnungen kann ich mir beim besten Willen nicht merken und vergesse sie ständig. Erschwerend kommt dazu, dass manche Wörter ähnlich geschrieben werden und es im ganzen fast 600 Seiten Wälzer kein Glossar gibt!

Lynn Raven geht bei ihrer Beschreibung der Welt sehr ins Detail, was vielmehr verwirrt als hineinzieht. Wenn ich jedes vierte Wort nicht kenne, macht das Lesen keinen Spaß mehr. Die grundsätzliche Geschichte, die Verfolgung, die besondere Beziehung Dajerans mit dem Fremden und die Abenteuer sind jedoch unglaublich spannend und machen das Buch zum Pageturner.

Die Beschreibungen und die Geschichte erinnerten mich ein wenig an „Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“. Die beiden Flüchtigen reisen hauptsächlich durch die Wildnis und treffen immer wieder auf feindliche Krieger oder Unterstützer. Genauso wie in den Fantasy-Klassikern existiert in Seelenkuss keinerlei (bzw. sehr wenig) Romantik.

Das Cover und der Klappentext verführen bereits zum schmachten und als Leser geht man schließlich leer aus. Ich musste beinahe 300 Seiten lesen bis man auf etwas wie „Liebe“ stoßen konnte, die allerdings in der Vergangenheit und nicht in der Handlungsgegenwart angesiedelt ist. Die Erinnerung von Dajeran und dem Fremden wurden von einer bösen Macht unterdrückt. Sie können sich an ihre frühere Liebe nicht mehr erinnern.

Ich musste mich deswegen auch ständig über den Fremden oder auch „den Verrückten“ aufregen! Er kann sich nicht mehr an Darejan und ihre Liebe erinnern, stattdessen hasst er sie, weil er denkt Darejan sei eine Mörderin. Trotz allem, was sie gemeinsam durchstehen, kommt nicht einmal so etwas wie Respekt oder Dankbarkeit auf.

Etwas was ich noch ansprechen muss sind die vielen Rechtschreibfehler und Satzstellungsfehler. Viele „e“ sind auf dem Weg zum Drucker anscheinend verloren gegangen.

Fazit: Eine spannende Geschichte mit einer tollen Atmosphäre á la „Herr der Ringe“, die jedoch ein einfacheres Vokabular und einen aufmerksameren Lektor benötigt hätte. Und eine Brise Romantik hätte der Roman auch noch vertragen.