Rezension

Nicht spannend genug

Tristan Mortalis -

Tristan Mortalis
von Melissa C. Hill

Bewertet mit 3 Sternen

Gut lesbar und schön geschrieben, aber keine Geschichte, die mir im Gedächtnis bleiben wird.

Die Abiturienten Claire, Bene, Alice, Damian und Michael (Tristan) freunden sich in der Theater AG ihrer Schule an. Als letztes gemeinsames Glanzstück ihrer Schullaufbahn spielen sie „Tristan und Isolde“, in der Michael die männliche Hauptrolle übernimmt. Danach trennen sich die Wege der jungen Leute, bis eines Tages eine Leiche im Moor auftaucht, die ein Theaterkostüm trägt. Nachdem der Verdacht nahe liegt, dass es sich bei dem Toten um Michael handelt, kommen die Freunde umgehend nach Hause, um den Mörder zu finden. Doch bald stellt sich heraus, dass jeder etwas zu beichten hat...

Im Grunde mag ich diese wendungsreichen Geschichten, in denen jede Figur den Täter repräsentieren könnte. Erfahrungsgemäß kann ich so ein Buch dann nicht mehr aus der Hand legen, bis der Schuldige enttarnt und das Motiv geklärt wurde.

Doch in diesem Werk fehlte mir definitiv der Nervenkitzel! Die Geschichte machte mich lediglich neugierig, war mir aber nicht spannend genug. Ich legte beim Lesen sogar mehrere Pausen ein, um mich einem anderen Buch zu widmen.

Nicht, dass ich die Geschichte grundsätzlich schlecht fand. Insgesamt bewegten sich die Figuren und die Handlung aber nicht mehr als in einem durchschnittlichen Rahmen, währenddessen kein Charakter in irgendeiner Weise herausragte, und in dem es für mich keine Momente gab, die mir den Atem stocken ließen. Und ja, es gab Wendungen - aber keine, die mich tatsächlich in Erstaunen versetzten. Zudem hatte die Auflösung von Tristans Todestragödie meines Erachtens eine Tendenz in Richtung Slapstick, was mich etwas irritierte. Am Ende konnte mich die komplette Story einfach nicht packen. Und selbst der Showdown, und die damit verbundene lebensgefährliche Situation, in der sich die Freunde befanden, konnte mich nicht mehr hinter dem Ofen hervorlocken. Mir war dieses Ende einfach zu langatmig und uninteressant, wobei ich bis zuletzt hoffte, dass vielleicht doch noch etwas völlig Unerwartetes geschehen würde.

Andererseits mochte ich die einzelnen Problematiken, welche die Autorin sehr gut und authentisch eingearbeitet hatte. Vor allem die karriereorientierte Eske, die ohne weiteres Grenzen überschritt, fand ich ausgezeichnet dargestellt, wie auch die Individualität der Figuren, deren Lebenswege und Situationen optimal eingefangen wurden. Hier zeigten sich überdies die Beweggründe hinter den einzelnen Geheimnissen, und welche Prägungen Schatten auf den jungen Seelen hinterließen.

Schließlich wurde das ganze Werk wunderbar durch das tragische Bühnenstück „Tristan & Isolde“ eingerahmt, dessen Kernthemen sich im Geschehen des Thrillers widerspiegelten, und durch die jungen Schauspieler, die sich immer wieder an ihre Rolle erinnerten, und dabei passende Zitate aus dem Stück zum Besten gaben. Ich gebe zu, man muss es mögen.

Gesamt gesehen war mir dieses Buch als Thriller aber eindeutig zu seicht. Mir fehlte es deutlich an Spannung und überraschenden Momenten, die ich bei dieser Art des Konzepts eigentlich erwartet hatte. „Tristan Mortalis“ ist zwar schön geschrieben und gut lesbar, aber Figuren und Handlung werden mir wohl nicht in Erinnerung bleiben. Ihr könnt es lesen, müsst ihr aber nicht.