Rezension

Nix für mich

In einem Boot - Charlotte Rogan

In einem Boot
von Charlotte Rogan

Das Luxusschiff „Zarin Alexandra“ sinkt nach einer ominösen Explosion. Auf einem der Rettungsschiffe befindet sich die frisch verheiratete Grace Winter. Auf das Boot ist sie nur gekommen, da ihr Mann Henry ihr einen Platz erkauft hat. Schutzlos sind die Überlebenden der hohen See über Wochen ausgeliefert. Bald beginnen sie sich existentiellen Fragen zu widmen. Soll sich jemand opfern, damit die anderen Überleben können? Gerettet, wird Grace des Mordes angeklagt.

„In einem Boot“ ist ein gut geschriebener Roman mit Längen. Grace, die Protagonistin, ist frisch verheiratet und meines Empfindens nach eine sehr berechnende Person, mit der ich beim Lesen nicht wirklich warm geworden bin. Allgemein ging es mir so, dass ich den Personen in diesem Roman sehr distanziert begegnet bin. Das mag vielleicht an der schrecklich realen Situation liegen, in der sie sich befinden, aber auch am Erzählstil der Autorin.
Charlotte Rogen hat die Begebenheiten, die sich auf dem Rettungsboot abspielen, mit einer sehr intensiven Stimmung versehen. Die handelnden Personen erleben Schreckliches mit und sind gezwungen, schwierige und auch grausame Situationen zu meistern, da es um ihr eigenes Leben geht. Gleich auf den ersten Seiten müssen die Personen sich die Frage stellen, ob sie ein im Wasser treibendes Kind mit ins Boot nehmen. Eine Situation wie sie schrecklicher nicht sein kann und beim Lesen der Szene ist mir nicht nur ein kalter Schauer den Rücken hinab geglitten.
Der Roman spielt mit ethischen Fragen und den Sinn des eigenen Lebens. Ist man bereit, sich zu opfern, damit andere überleben können? Kann man jemanden aus einer Gruppe bestimmen, der sich zu opfern hat, da er der Gemeinschaft den wenigsten Nutzen bringt? Diese existentiellen Fragen hat Rogen gut aufgegriffen und ihre Figuren verhandeln lassen. 
Leider hat der Roman auch etliche Längen und viele Sachen waren auch verwirrend geschrieben. So scheint Grace nicht alles chronologisch aufgeschrieben zu haben und es gab ihrerseits manchmal Gedankensprünge, die man nicht gleich bemerkte und die dann zu Verwirrungen beim Weiterlesen führten. Auch hatte ich ein Problem mir das Rettungsboot vorzustellen, in dem die Überlebenden auf dem Meer trieben. Eine Skizze direkt im Roman  wäre sehr hilfreich gewesen. (Auf der Homepage der Autorin ist eine zu finden.)
Das Ende hat mich leider auch sehr enttäuscht. Als Leser hofft man, dass alle Fragen, die während des Lesens aufgekommen sind, geklärt werden. Aber letztendlich wird leider keine einzige Frage geklärt und das lässt einem nach Beendigung des Romans doch ziemlich unbefriedigt zurück und schmälert im Nachhinein auch das Lesevergnügen.

Fazit

Die Schreckensbilder und ethischen Fragen sind ganz klar die Stärken dieses Romans, doch an anderen Stellen schwächelt er. Ich bin weder mit der Hauptfigur warm geworden, noch mit dem Erzählstil der Autorin. Der Roman hat Länge und mir persönlich bleiben zu viele Fragen unbeantwortet.  Meinen Geschmack hat dieser Roman nur bedingt getroffen und ich würde ihn nicht weiterempfehlen.