Rezension

Nordische Mythologie, vereint mit Fantasy - eine tolle Grundidee, doch das Buch konnte mich leider nicht wirklich packen

Snehild - Die Seherin von Midgard -

Snehild - Die Seherin von Midgard
von Anne-Marie Vedsø Olesen

Bewertet mit 3 Sternen

Ich lese leidenschaftlich gerne Fantasy-Romane, umso mehr, wenn sie noch mythologische Elemente beinhalten. Deshalb freute ich mich sehr darauf, diese Geschichte einer dänischen Autorin zu lesen. Die Grundidee hat mich sofort angesprochen, doch leider konnte mich das Buch nicht vollständig überzeugen. Dieses Buch durfte ich im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks lesen.

Darum geht's in »Snehild - Die Seherin von Midgard«:

»Snehild, die während eines blutigen Kriegs zur Welt gekommen ist, wächst in der Stadt Himlinge auf. Im Alter von zwölf Jahren wird sie von immer stärkeren Visionen heimgesucht. Snehilds Mutter erkennt in ihr die Fähigkeiten einer Seherin. Zusammen mit Roald und Aslak, den Zwillingssöhnen des Königs, soll Snehild zur Runenleserin und Kämpferin ausgebildet werden. Dies erregt den Zorn von Ragnfrid, der mächtigsten Seherin der Stadt, die um ihre Position fürchtet. Für Ragnfrid steht fest: Snehild muss aus dem Weg geräumt werden. Koste es, was es wolle...

Die Geschichte einer jungen Frau, die sich gegen übermächtige Feinde behaupten muss, um ihren Platz in der Gesellschaft einnehmen zu können.«

Original-Klappentext

 

Meine Meinung:

Den Schreibstil der Autorin fand ich ausserordentlich poetisch und sehr schön zu lesen. Sie schafft es, mit blumigen Beschreibungen detailreiche Bilder vor dem inneren Auge der Leser*innen zu erzeugen, und dennoch ist das Buch sehr spannend. Das war für mich ein grosses Plus der Geschichte. Das Buch wird aus den Perspektiven mehrerer Charaktere erzählt, sodass Leser*innen ein umfassendes Bild über die einzelnen Figuren erhalten. Übrigens gibt es sehr viele Figuren, und ich fand es vor allem zu Beginn schwierig, sie auseinanderzuhalten. Und auch das Worldbuilding ist sehr ausgiebig, weshalb ich mir ein Glossar mit den wichtigsten Figuren und eine Landkarte gewünscht hätte.

Snehild als Protagonistin war mir von Anfang an sympathisch. Mit ihren zwölf Jahren ist sie sehr jung, aber hat eine freundliche und gleichzeitig mutige Art, die mir gut gefallen hat. Im Verlaufe des Romans wird sie älter und entwickelt sich zu einer starken und selbstbewussten Frau, doch das ging mir teilweise zu schnell. Dennoch mochte ich es, ihre Geschichte mitzuverfolgen und sie auf ihrer Reise zu begleiten.

Auch Ragnfrid, Snehilds Widersacherin, lernen wir durch viele Kapitel aus ihrer Sicht gut kennen. Das war für mich etwas Aussergewöhnliches in einem Fantasy-Roman, aber auch durch diese Perspektive ist mir Ragnfrid nicht sympathischer geworden, im Gegenteil. Auch die Königsfamilie, den königlichen Berater Brynjulf und die Königstochter aus einem benachbarten Reich, Berghild, treten immer wieder auf. Insbesondere Berghild als Figur, die zwischen ihren Emotionen hin- und hergerissen wird, fand ich sehr interessant. Zu den anderen Charakteren konnte ich leider nicht wirklich eine Beziehung aufbauen.

Die nordische Mythologie ist ein fester Bestandteil der Geschichte, das merkt man schon nur an den Namen der Personen und der einzelnen Reiche. Ich persönlich kenne mich nicht wirklich gut damit aus, konnte der Story aber ohne Mühe folgen. Andere Leser*innen der Leserunde meinten, es gebe den einen oder anderen Fehler, bei dem sich die Autorin eine gewisse künstlerische Freiheit herausgenommen hat - ich kann dies aufgrund meiner mangelnden Kenntnisse nicht beurteilen.

Neben diesen Elementen aus der nordischen Mythologie geht es in der Geschichte um Magie und göttliche Fähigkeiten, verschiedene mystische Wesen, Familie, Freundschaft, Liebe, Intrigen, Rache, Verrat, Gewalt, erotische Szenen, aber auch um grundsätzliche Fragen, z.B., wer man sein möchte. Aufgrund der teilweise sehr brutalen und blutig beschriebenen Szenen würde ich das Buch erst ab achtzehn Jahren empfehlen, denn es ist definitiv nichts für schwache Nerven.

Schon beim Lesen des Klappentextes war ich von der Grundidee fasziniert, denn sie birgt ein grosses Potential in sich. Leider blieb das Buch hinter meinen Erwartungen zurück. Zwar war die Geschichte spannend geschrieben, es gab immer wieder Wendungen und ein offenes Ende, doch so richtig fesseln konnten mich Snehild und Co. nicht. Besonders emotional fehlte es mir an Tiefe, dafür wurden viele eigentlich berührende Szenen einfach zu schnell abgehandelt. Etwa in der Hälfte des Romans merkte ich, dass mir noch etwas anderes fehlte - eine Art Storyline, die zentrale Herausforderung für die Protagonistin oder ein klares Ziel. Bis zum Schluss ging es leider so weiter, sodass die Geschichte mich nie richtig packen konnte. Schade!

 

Fazit:

»Snehild - Die Seherin von Midgard« ist ein spannender Roman mit Elementen aus der nordischen Mythologie und einer faszinierenden Grundidee. Leider fehlte es mir an Tiefe, an einer klaren Storyline und an Charakteren, die mich berühren konnten. Dafür gibt es drei von fünf Sternen.