Rezension

Opfer eines Stalkers

Ich will dir nah sein -

Ich will dir nah sein
von Sarah Nisi

Bewertet mit 2.5 Sternen

Lester Sharp arbeitet in einem Fundbüro des Londoner Nahverkehrs. Dort sortiert und verwaltet er alles, was im Nahverkehr so verloren geht bzw. gefunden wird. Es gibt eher absonderliche Funde, wie z.B. „Dritte Zähne“ - aber meist geht es hier eher um Schlüssel, Handtaschen, Brieftaschen, Smartphones und so weiter. Manchmal nimmt Lester auch heimlich Dinge vom Fundbüro mit nach Hause. Seine Nachbarwohnung steht gerade leer und neugierig beobachtet er, wer als nächstes dort einzieht. Erin Hunt, eine Tänzerin, wird bald schon seine neue Nachbarin und Lester ist begeistert von ihr. Er beginnt sie zu belauschen, spioniert ihr nach und beschafft sich heimlich Zutritt zu ihrer Wohnung und durchforstet ihre Sachen um mehr über sie zu erfahren.

Lester Sharp, der in seinem Job damit beschäftigt ist, verlorengegangene bzw. gefundene Sachen zu katalogisieren, ist privat ein ruhiger, eher merkwürdiger Typ und es fällt ihm schwer, soziale Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Das er dieses Problem schon länger hat, wird bereits im Prolog ganz klar geschildert. Seine Nachbarwohnung steht schon eine Weile leer und er hofft, das jemand Nettes einzieht. Mit dem vorherigen Mieter kam er wohl nicht so gut klar.

Erin

Er kann sein Glück kaum fassen, als er feststellt, die junge Tänzerin Erin dort einziehen wird. Ein bisschen ungelenk versucht er sie auf sich aufmerksam zu machen, aber das glückt nicht nicht wirklich. Er beginnt sie zu stalken, versucht immer wieder in ihre Nähe zu kommen, belauscht heimlich ihre Telefonate und erfährt auf die Art so das eine oder andere. Er wird immer besessener von ihr und mir gleichzeitig immer unheimlicher.

Gruselig

Bisher hat er Erin noch nicht wirklich etwas angetan, aber der Gedanke, dass er heimlich in ihrer Wäsche gewühlt hat und sich auf die Weise ein paar Souvenirs angeeignet hat und das er ständig ihre Telefongespräche belauscht lässt mich auf jeden Fall frösteln. Erin bemerkt immer mal wieder, dass etwas nicht stimmt – kann das Gefühl aber an nichts bestimmten festmachen. Ein wirklich gruseliges Gefühl

Rhys

Eine weitere Perspektive in der Geschichte, ist die Sicht von Rhys, dem Wohnungsmakler, von dem Erin die Wohnung gemietet hat. Er macht sich Sorgen um Erin, weil ihm auffällt, das die Mieter in diesem Haus sehr oft wechseln und einige von ihnen wirklich fluchtartig verschwunden sind. Er verabredet sich späte mit Erin und die beiden kommen sich näher – eine Tatsache, die Leser rasen macht.

Langatmig

Kurze Kapitel und rasche Perspektivwechsel sorgen eigentlich für Tempo, dennoch tritt die Geschichte für mich viel zu oft viel zu lange auf der Stelle. Das professionelle Balletttänzerinnen sich ihre Füße ruinieren ist mir bewusst, aber ich fand die sehr ausufernd erzählte, sich immer wiederholende Fußpflege wenig spannend. Auch die Tatsache, dass sie immer wieder schwere Schmerzmittel einnimmt um tanzen zu können eine bittere, aber keine neue Sache. Durch zu viele dieser eher langatmigen Stellen ging mir die Spannung doch etwas verloren.

Zu wenig

Die Schilderung des sich stetig steigenden Stalkings war spannend und sicher auch gruselig. Auch die Kapitel aus Lesters Vergangenheit trugen zu unheimlichen Grundstimmung bei. Aber für einen Psychothriller gab es mir zu wenig Überraschungen, zu wenig Wendungen und zu viel Gerede über Belanglosigkeiten. Ich fand es ganz interessant zu lesen, aber die Spannung fehlte mir leider komplett.

Mein Fazit:

Ich will dir nah sein von Sarah Nisi entsprach nicht den Vorstellungen, die ich von einem Psychothriller habe. Für mich gab es viel zu viel Gerede um Belanglosigkeiten und zu wenig spannend. Schade!